Es ist Brauch, bei der Krönung eines Königs das Schofar zu blasen. Da wir an Rosch Haschana G-tt „krönen“, lassen wir ebenfalls das Schofar erklingen.
Der Klang des Schofars soll Menschen „aufwecken“, damit sie zu G-tt zurückkehren, wie geschrieben steht: „Soll das Schofar in einer Stadt geblasen werden, ohne dass das Volk zittert?“ (Amos 3:6). Seine Botschaft lautet nach Maimonides: „Wacht auf, ihr Schläfer, aus eurem Schlummer, und denkt über euer Tun nach. Denkt an euren Schöpfer, und kehrt reumütig zu ihm zurück. Seid nicht bei denen, die Schatten nachjagen und die Wirklichkeit nicht sehen und ihre Jahre vergeuden, indem sie nach wertlosen Dingen streben. Achtet auf eure Seele und auf euer Tun, gebt eure sündhaften Taten und Gedanken auf, und kehrt zurück zu G-tt, damit er euch gnädig sei!“
Der Ton des Schofars symbolisiert den schlichten Ruf eines Menschen, der seine spirituelle „Armut“ erkannt hat und seine Gefühle nicht in Worte fassen kann. Die Tekia, ein einfacher Klang, symbolisiert einen Schrei aus der Tiefe des Herzens. Die schewarim terua, die gebrochenen Laute, sind die Rufe und Seufzer, die über das bloße Schreien hinausgehen. Man vergleicht sie auch mit einem einsamen Kind in einem fernen Land, das seinen Vater, den König, und die Sprache seines Volkes vergessen hat. Nach seiner Rückkehr, als es seinem Vater von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, kann es sich mit ihm nur durch sein schlichtes Rufen verständigen. Aber der Vater versteht das Kind, hebt es hoch und drückt es an sich. Wenn Rosch Haschana kommt, begreifen wir, dass wir die Sprache vergaßen, die wir mit G-tt gemeinsam haben. Darum rufen wir aus tiefstem Herzen: „Vater, Vater!“, und G-tt antwortet und schenkt uns ein gutes neues Jahr.
Als wir am Berg Sinai die Tora empfingen, waren „die Klänge des Schofars“ zu hören. Wir blasen den Schofar zur Erinnerung an des Geist des na’ase w’nischma - „wir werden tun, und wir werden hören“. Wir akzeptieren also die Tora, ohne zu fragen oder zu argumentieren. Das Schofar erinnert auch G-tt daran, dass wir die einzigen sind, die ihn, die Tora und die Mizwot anerkennen.
Das Schofar sollte aus dem Horn eines Widders gemacht werden, um G-tt an unseren Urvater Izchak zu erinnern, der bereit war, für G-tt sein Leben zu opfern, aber gegen einen Widder ausgetauscht wurde. Das Schofar symbolisiert also das Horn des „Widders von Izchak“.
Das Schofar sollte gebogen sein, um uns Demut zu lehren, und unsere Herzen vor G-tt zu „beugen“.
Der letzte Ton ist tekia gedola, ein lauter, langer Ton, der das Schofar symbolisiert, das G-tt erklingen lässt, wenn er alle Juden aus dem Exil holt und versammelt. Und wie ein Schäfer seine Schafe sammelt, wird G-tt uns nach der Ankunft des Moschiach in unser Heiliges Land führen.
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