»Sage mir, was du isst, und ich sage dir, was du bist.«

schrieb der französische Denker Brillat-Savarin und meinte damit: Unsere Essgewohnheiten widerspiegeln, wer und was wir sind. Oftmals widerspiegeln und bestimmen sie unsere Weltsicht, unsere Werte und unsere gesamte Lebenseinstellung. Verschiedene Gesellschaften und Kulturen haben ihre eigenen Nahrungsmittel und Zeremonien. Die Franzosen essen Crêpes, die Chinesen Reis, die Äthiopier essen Teff und die Eskimos Waltran. Kurz: In unseren Essgewohnheiten kommt etwas von unserer Identität zum Ausdruck.

Tischmanieren und mehr

Unsere Essgewohnheiten als Juden sind ein wichtiger Teil unseres Erbes. Sie reichen von einfachen Tischmanieren bis hin zu komplexen kabbalistischen Kombinationen des g-ttlichen Namens, auf den man sich beim Essen konzentriert.

In den 800 Jahre alten Schriften des bedeutenden Arztes und Toragelehrten Maimonides finden wir die jüdischen Wurzeln der modernen Auffassung von natürlicher Ernährung. Als mittelalterlicher »Wellness-Guru« nahm er die heutige »Entdeckung« eines bewussten Lebensstils vorweg. Ganz obenan in seinem ganzheitlichen Wohlsein-Verständnis steht das Zusammenspiel von Geist und Körper.

Harmonie von Körper und Geist

»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein« heißt es im 5. Buch Moses. Diese Worte werden gerne zitiert, aber auch die Fortsetzung des Verses ist wichtig: »... sondern von allem, was der Mund des Ewigen hervorbringt«.

Und so ist die Nahrung, die wir zu uns nehmen, tatsächlich eine Mischung aus Materie und Geist. Die materiellen Nährstoffe beleben den Körper, während die spirituellen Nährstoffe, die Funken der Heiligkeit, die Seele nähren. So werden im Akt des Essens Körper und Seele vereint.

Maimonides betont in seinen Schriften eindringlich die prophylaktische Wirkung gesunder Ernährung und körperlich-sportlicher Übung. Um gesund zu bleiben, sollen wir nach Maimonides nur essen, wenn wir wirklich hungrig sind, und nur trinken, wenn wir wirklich durstig sind. Vor dem Essen empfiehlt er leichte körperliche Bewegung, um den Körper für eine bessere Verdauung aufzuwärmen. Bei der Mahlzeit selbst sollte möglichst wenig getrunken werden, um eine Verdünnung der Verdauungssäfte zu vermeiden.

Idealerweise sind Mahlzeiten sitzend und entspannt einzunehmen, und zur besseren Verdauung sollte man nach dem Essen ruhen. Vollkornbrot ist für Maimonides »das beste Nahrungsmittel«. Von Weißbrot und Brot aus veredeltem Getreide rät er dringend ab.

Grundlage einer stabilen Gesundheit nach Maimonides ist die strikte Meidung übermäßigen Essens – das »Gift des Todes« und Grund für die meisten Krankheiten. Wenig schlechte Nahrung zu sich zu nehmen, sagt er, sei nicht so schädlich, wie viel – an sich Zuträgliches – zu essen. Und: Körperliche Ertüchtigung kann im Allgemeinen Leiden vertreiben, die durch schlechte Essgewohnheiten entstanden sind.

»Wie soll man dem Schöpfer dienen, wenn man krank ist?« fragt der große Arzt und Philosoph zusammenfassend und folgert: Da ein gesunder Körper für den dynamischen G-ttes-Dienst unablässig ist, soll man meiden, was dem Körper schadet, und sich an das gewöhnen, was gesund ist und den Körper stärkt.