(Zur Aussprache: Bi-ta-chon) בטחון Wurzel: בטח

Was ist Bitachon?

Bitachon (Vertrauen) bezeichnet einen starken Sinn an Optimismus und Zuversicht, der nicht auf unserem Verstand oder unserer Erfahrung, sondern auf Emuna (Glauben) beruht. Wir wissen um G-ttes Güte, um sein nur zu unserem Besten ausgerichtetes Tun, um seine Zuständigkeit für alle Dinge, - und haben daher keinerlei Grund, uns Sorgen zu machen.

Bitachon steht wie Emuna über der Rationalität. Mit dieser Einstellung sind wir immer im Stande, in allen Lebenslagen das Positive zu sehen. Doch ist diese Einstellung nicht das Resultat unserer Erfahrungen, sondern diejenige, die unsere Erfahrungen gestaltet. Diese Einstellung besagt, dass "die Dinge gut sein werden, weil ich glaube, dass sie gut sein werden."

Doch Bitachon ist keine Strategie zur Manipulierung der Wirklichkeit. Unsere Wünsche können nämlich nichts erschaffen, was nicht schon vorhanden wäre, denn selbst unsere Wünsche sind G-ttes Werk, wie wir es täglich dreimal sagen: masbia lechol chai razon – was Chassidische Meister mit "und versorgst jedes Lebewesen mit einem Willen" übersetzen. Wir lernen daraus, dass Er derjenige ist, der uns jeden Tag eine Auswahl an Wünschen zur Verfügung stellt. Die freie Wahl des Menschen besteht darin, welchen Willen er wohl adoptieren wird. Daher ist es nicht ganz korrekt zu sagen, dass unsere Wünsche Gutes erschaffen, sondern das Gute, auf das wir so sehr vertraut haben, ist die allem unterliegende Wirklichkeit. Unser Glaube daran besorgt lediglich die Mittel zur Offenbarung jener Realität. Lesen Sie mehr zu diesem Thema im Artikel: "Ist das Gesetz der Anziehung eine jüdische Erfindung?"

Es gibt unterschiedliche, gemäss dem Niveau unserer Emuna variierende Ebenen der Bitachon. Wir können zwar glauben, dass auch im Moment nicht so gut aussehende Dinge sich noch zu unserem Besten wenden werden. Ein höheres Niveau der Emuna besteht allerdings im Glauben, dass jenes momentan noch so schrecklich anmutende Geschehen genau das Richtige für uns ist. Lesen Sie dazu die Geschichten von Rabbi Akiva und Nachum Isch Gamzu: Sie illustrieren, wie die Einstellung dieser beiden unglaublichen Persönlichkeiten die Wirklichkeit beeinflusste.

Wie wird Bitachon angewendet?

Im Gegensatz zu Emuna, ist Bitachon nicht ständig und nicht gleichbleibend im Menschen vorhanden; diese Einstellung hält sich im Hintergrund. Bestmöglichst arbeitend glauben wir fest daran, dass "G-tt unser Tun segnen wird" und wissen doch, dass weder Verstand noch harte Arbeit uns Erfolg verschaffen, sondern einzig und allein G-ttes Segen uns bereichern kann.

Doch treffen wir mitunter auf Situationen, aus denen herauszukommen für uns keine Möglichkeit besteht. An diesen Punkt angelangt, ist es an der Zeit, Bitachon anzuwenden: Statt zu sagen: "Wehe mir!" oder: "Alles im Eimer," sagen wir: "G-tt will nur unser Bestes und Er hat Himmel und Erde erschaffen. Es gibt nichts, was Er nicht tun kann und Er wird die Situation auf die bestmögliche Art und Weise lenken."

Wie wirkt sich Bitachon aus?

Bitachon trägt in sich eine tiefgründige, wenn auch unterbewusste Weltanschauung: Selbst einfache Juden glauben, dass G-tt für ihre Bedürfnisse trotz aller Schwierigkeiten und sogar gegen die Natur sorgen kann, ohne Naturgesetze zu brechen: Heilung wird mit Hilfe eines guten Doktors erfolgen, Gewinn durch eine bessere Kundschaft, doch Doktor und Kundschaft sind nur Kanäle: Wahre Heilung und wahrer Gewinn sind allein das Resultat von G-ttes Segen. Bitachon bedeutet kein Handeln gegen Naturgesetze, sondern das Wissen um den Urheber dieser Gesetze. Der Doktor hat zu heilen und nicht dem Patienten die Hoffnung auf Heilung zu nehmen, - denn schließlich entscheidet nicht der Doktor über das Weiterleben des Patienten.

Wir können beobachten, dass sich Juden, sollten sie ein besonderes Wunder erwarten, zuerst instinktiv mit dem spirituellen Leben beschäftigen: Sie lassen Tefillin und Mesusot überprüfen, geben Zedaka (Spenden für wohltätige Zwecke) oder führen andere Mizwot aus, wie z.B. Tora-Lernen, bevor sie sich um die Not Anderer kümmern: Zuerst etablieren Juden den Segen und erst danach wenden sie sich den Kanälen zu, aus denen der Segen kommt.

Wie können wir uns Bitachon aneignen?

Bitachon kann für jeden Menschen eine Quelle des Friedens und der Glückseeligkeit sein, die den Menschen über die Wechselfälle des Lebens hinweghilft. Das Lesen des Abschnitts vom Manna (Exodus 16:4 – 16:36) stärkt jeden Tag unser Bitachon, - ebenso wie es hilft, Geschichten von Menschen zu lesen, die mit Bitachon lebten. Doch nichts hilft so sehr, wie das Meditieren über unsere tiefgründige Beziehung zur Quelle alles Guten, die uns in der Gewissheit stärkt, dass Er ununterbrochen "darüber nachdenkt", wie Er uns wohl das Beste bescheren kann.