Es gibt fromme und weniger fromme Juden, und manche betrachten sich als “kulturelle Juden” oder haben überhaupt keine Bindung mehr an das Judentum, abgesehen von ihrer Herkunft.
Was halten Sie von all diesen Menschen? Vorsicht - das ist eine tückische Frage!
Eines der Probleme des heutigen Judentums besteht darin, daß jede dieser Gruppen bestimmte Meinungen zu den anderen hat.
Der Wochenabschnitt Behaalotcha erteilt eine seltsame Erlaubnis. Gewisse Personen, die während des Pessachfestes rituell unrein sind, dürfen einen Monat später ein zweites Pessach feiern, das Pessach Scheni. Es dauerte nur einen Tag und schloß nicht das Verbot ungesäuerten Brotes im Haus ein.
Was ist der Grund für diesen radikalen Unterschied? Pessach Scheni ist für Büßer bestimmt, die eine Übertretung des Gesetzes wiedergutmachen müssen. Der Bußfertige vollzieht zwar weniger Rituale, aber sein Feiertag hat dennoch eine besondere Bedeutung. Der Zadik, der das eigentliche Pessach feiert, hat das Böse besiegt. Der reuige Sünder kehrt hingegen aus Liebe zu G-tt zurück und wandelt das Böse in Heiliges um. Und Pessach Scheni ist die zweite Chance, die G-tt uns allen gibt.
In diesem Wochenabschnitt lesen wir auch, daß Mosche “überaus demütig war, mehr denn jeder andere auf Erden”. Mosche, die herausragende Gestalt der Tora, überwand seine Furcht und seine körperlichen Grenzen, um G-ttes Willen zu erfüllen. Er war der größte aller Propheten und zugleich der demütigste Mensch. Seiner Meinung nach hätte ein anderer es noch weiter gebracht als er, wenn er seine Talente besessen hätte.
Halten Sie sich immer noch für berechtigt, andere Juden zu beurteilen?
In keinem der 613 Gebote heißt es: “Du sollst anderen grollen.” Wir haben vielmehr die Aufgabe, die Mizwot zu befolgen und dadurch bessere Menschen zu werden, Vorbilder für andere. Wenn Sie urteilen, verurteilen Sie. Aber wenn Sie die Mizwot befolgen, geben Sie anderen eine zweite Chance und öffnen ihnen die Tür zu ihrem Pessach Scheni.
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