Rabbi Mechel von Slotschow lebte sein ganzes Leben in schrecklicher Armut. Dennoch kam ihm nie der Gedanke, ein Paar Tefillin welches er von seinem Vater geerbt hatte, zu verkaufen. Dies, obwohl er sein eigenes Paar hatte und verschiedene Leute ihm grosse Geldsummen für diese Tefillin offeriert hatten. Auch seine Frau drängte ihn ständig, die Tefillin zu verkaufen um derer Armut ein Ende zu setzen. Es war nähmlich der teuerste Besitz den er in dieser Welt hatte.

Einst kam der Feiertag Sukkot und Rabbi Mechel konnte keinen Etrog finden, denn in ganz Slotschow gab es keinen. Am Tag vor dem Beginn des Feiertags kam endlich ein Mann in die Stadt, der einen Etrog mit sich hatte. Doch dieser verlangte eine riesengrosse Summe für den Etrog. Ohne gross darüber nachzudenken, verkaufte Rabbi Mechel das Paar Tefillin und für den Erlös erwarb er den Etrog.

Als er nach Hause kam, begriff seine Frau sofort, dass ihn dieser Etrog viel Geld gekostet hatte müssen, und begann ihn zu befragen, woher er das Geld dafür genommen hatte. Rabbi Mechel versuchte zwar, ihr auszuweichen, doch sie war klug genug und verstand sofort, was geschehen war. Sie wurde so wütend, dass sie den Etrog nahm und den Pittem abbiss. Wenn der Pittem vom Etrog entfernt wird, wird der Etrog Pasul (unbrauchbar). Man kann sich vorstellen, was im Innern Rabbi Mechel's zutrug. Doch er sagte nur: “Lieber Herr der Welt. Wenn dies dein Wille ist, dass ich für Sukkot keinen brauchbaren Etrog habe, so akzeptiere ich dies mit Liebe".

Sein Vater erschien ihm später in einem Traum und erzählte, dass im Himmel seine zweite Leistung (dass er nicht wütend geworden war) noch mehr gezählt hatte, als die Erste (dass er seinen teuersten Gegenstand für einen Etrog verkauft hatte).