Frage?

Ich bin Universitätsstudent und komme aus einer kleinen Gemeinde; ich habe nie eine jüdische Erziehung genossen. Ich halte das Reformjudentum für zu leicht und zu liberal, aber dem orthodoxen G-ttesdienst kann ich nicht folgen. Was soll ich tun?

Antwort!

Die Erzählungen aus Bibel und Talmud sind für jede Generation gültig. Wenn so z.B. der Talmud erzählt, dass Rabbi Akiwa 40 Jahre alt war, als er das Aleph-Bet zu lernen begann, und trotzdem einer der größten unserer Weisen aller Zeiten wurde, so will er uns damit dieses lehren: Selbst wenn jemand vorher überhaupt keine jüdische Erziehung genossen hat, er ist aber zur Selbstausbildung entschlossen und gewillt, so kann er sogar hoch mehr erzielen als diejenigen, die vor ihm anfingen. Die Mischna sagt: "Es wird nicht von dir erwartet, alles auf einmal zu lernen" (Awot 2, 16). Jeden Tag ein wenig, solange du auf dem richtigen Geleise bleibst. Fang an mit einer übersetzten Ausgabe des Chumasch, Kizzur Schulchan Aruch (Jüdische Religionsgesetze) und Ein Jaakow (Legenden des Talmuds). Vermeide dabei die Falle dir in selbstzufriedener Weise einzureden, da habest damit den Höhepunkt deiner geistigen Arbeit erreicht, sondern halte dir ständig vor Augen, dass es morgen mehr zu tun gibt. Dann wird G-tt dir die Stärke dazu geben. Mein hauptsächlicher Einwand gegen das liberale und Reformjudentum ist, dass sie es einem leicht machen, den Höhepunkt zu erreichen, und dadurch weitere jüdische Selbstverbesserung ausschließen. Das orthodoxe Judentum verlangt ein ununterbrochenes spirituelles Fortschreiten, ein wenig mehr jeden Tag im Leben.