Eine Hungersnot war ausgebrochen. Die Söhne Jaakows waren verzweifelt nach Ägypten gereist, um Nahrungsmittel zu kaufen. Dort zog ihr seit langem vermisster Bruder Josef in der Maske eines ägyptischen Adligen eine kunstvolle Schau ab. Er beschuldigte die Brüder der Spionage, drohte ihnen mit Kerker oder Tod, nahm einen Bruder als Geisel und schickte die anderen nach Kanaan zurück, um Beweise für ihre Unschuld zu holen.

Niedergeschlagen kehrten sie zu ihrem Vater zurück. Der zweitmächtigste Mann der Welt hatte sie zu Unrecht beschuldigt und bedroht; dann hatte er ihren Bruder gefangen genommen. Schlimmer noch – sie mussten zurückgehen.

Josef hatte klar und deutlich gesagt, dass sie nur dann Vorräte kaufen durften, wenn sie bald zurückkehrten, diesmal jedoch mit Benjamin, ihrem jüngsten Bruder.

Jaakow war verständlicherweise ungehalten. Wer brauchte in seinem hohen Alter Zores? Wie sollte er damit zurechtkommen, noch einen Sohn zu verlieren?

Wie alle jüdischen Eltern in der Geschichte stellte er sich auf die Bedrohung ein. Er besprach die Situation mit seinen Söhnen, bereitete eine große Bestechungssumme vor und erbot sich erst dann, für seine Söhne zu beten.

Hilf dir selbst

Gläubige werden oft beschuldigt, die Hände in den Schoß zu legen und ihr Schicksal ergeben hinzunehmen. Nichts könnte unwahrer sein. Das Gebet als Waffe steht nur denjenigen zur Verfügung, die sich gleichzeitig anstrengen, alle natürlichen Hindernisse zu überwinden. Nur ein Narr lehnt sich einfach zurück, wenn um ihn herum die Hölle losbricht. Ein gläubiger Mensch vertraut G-tt, aber er glaubt auch, dass G-tt denen hilft, die sich selbst helfen.

Die Makkabäer waren im Chanukka-Krieg davon überzeugt, dass G-tt sie retten konnte, und legten ihr Schicksal in seine Hände. Dennoch griffen sie zu den Waffen, wandten eine Guerillataktik an und bereiteten sich militärisch auf ein Wunder G-ttes vor.

Auch Jaakow vertraute G-tt. Er war bereit zu beten, damit seine Söhne gesund nach Hause kamen. Aber er wusste, dass er zunächst alles tun musste, was in seiner Macht stand, um die Kulisse für G-ttes Eingreifen zu arrangieren.

Träge zu warten, dass etwas geschieht, ist Faulheit, kein Vertrauen auf G-tt. Nur wer gläubig ist, kann tatkräftig handeln – als Teil des g-ttlichen Planes.