Als das Bet Hamikdasch (der Tempel) in Jerusalem bestand, fand dort einmal alle sieben Jahre eine glänzende Zeremonie statt, und zwar während der Sukkot-Festtage; diese wurde "Hakhel" genannt. "Hakhel" (das Wort bedeutet: versammle) sah vor, dass alle Juden – Männer, Frauen und Kinder, und selbst die Kleinkinder – sich im Bet Hamikdasch einfanden, um gewissen Absätzen aus der Tora zuzuhören, die der König verlas.
Wenn auch das Bet Hamikdasch zerstört worden ist, so bleiben die Tora und die Mizwot dennoch von ewiger Gültigkeit. Daher haben auch diejenigen Mizwot, die nur zur Zeit des Bet Hamikdasch ausführbar waren, einen fortdauernden spirituellen Gehalt; und auf Grund dessen wohnt ihnen eine besondere Bedeutung zu passenden Zeitpunkten inne, und diese muss in passender Art und Weise zum Ausdruck und zur Erfüllung kommen.
Die Tora wurde zu dem Zwecke gegeben, dass sie das tägliche Leben jedes Juden – Mann, Frau und Kind – durchdringe und kräftige, bis zu dem Grade, dass sich Tora und Mizwot in ihrer gesamten Existenz manifestieren. Um zur Verwirklichung dieses Zieles beizutragen, wurde die Tora anlässlich der "Hakhel"-Zeremonie durch den König verlesen, dessen ehrfurchtgebietende Gegenwart die Zuhörerschaft mit einem überwältigenden Gefühl von Unterwürfigkeit und Selbstlosigkeit erfüllte.
Das war die Aufgabe von "Hakhel" in alten Zeiten. Was uns selbst angeht, in unseren Tagen, ist, dass der "Hakhel"-Mizwa eine Botschaft innewohnt, die uns dazu anhält, die Gelegenheit der ehrfurchtgebietenden Tage des augenblicklichen Monats Tischrei wahrzunehmen: nämlich dass wir alle unsere Glaubensgenossen – Männer, Frauen und Kinder, und sogar die ganz Kleinen – in einer Atmosphäre von Andacht und Frömmigkeit versammeln; dass wir sie zu dem Zwecke versammeln, wie er als das Wesen der "Hakhel"-Mizwa in der Tora ausgedrückt wird: "Damit sie hören und damit sie lernen, und dass sie den Ewigen, euren G-tt, fürchten und alle Worte dieser Tora beobachten" (Deut. 31, 12).
Es ist insbesondere die Pflicht eines jeden, der da ein "König" ist, eine Führerstellung innerhalb seines Kreises einnimmt – geistiger Führer seiner Gemeinde, Lehrer in der Klasse, Vater seiner Familie –, die Stimme von Tora und Mizwot nachdrücklich und ernsthaft zum Ausdruck zu bringen, damit diese in seinem Kreise einen tiefen Eindruck macht und einen anhaltenden Einfluss ausübt – einen Einfluss, der dazu angetan ist, das tägliche Leben mit Tora und Mizwot zu durchdringen, geprägt von G-ttesfurcht und, gleichzeitig, von innerlicher Wonne beseelt.
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