Zu Beginn unserer Parascha Ki Tawo lesen wir über das Gebot von Bikurim. Jeder Landbesitzer musste alljährlich die ersten reifen und die schönsten Früchte seines Landes nach Jeruschalajim (Jerusalem) tragen, dort Lob- und Danksagungen zu G-tt sprechen und dann die Früchte dem Priester schenken. Dieser durfte daraufhin die Früchte geniessen.

Es war bestimmt nicht leicht für den Landbesitzer, dieses Gebot zu erfüllen. Hatte er doch erst viele anstrengende Monate schwerer Arbeit hinter sich, und viel Zeit, Energie und Geld investiert, um diese Früchte heranwachsen zu lassen. Nun musste er die allerersten Früchte seiner Mühe an G-tt abgeben!

Tatsächlich jedoch sollte der Landbesitzer durch die Erfüllung dieses Gebotes die Erkenntnis erlangen, dass es ihm nicht dank seiner eigenen Kraft und Anstrengungen gelungen sei, diese Früchte zu produzieren, sondern nur mit Hilfe G-ttes.

Natürlich wäre ohne seine Bemühungen nichts gewachsen. Doch wenn G-tt ihm das Land nicht geschenkt hätte, oder wenn der Regen nicht zur richtigen Zeit gekommen wäre oder wenn G-tt ihm nicht die Kraft zur Bearbeitung oder dem Boden die Kraft zum Wachsen verliehen hätte, dann gäbe es jetzt auch keine Früchte.

Die Grundidee dieses Gebotes, wenn auch nicht seine praktische Anwendung, sind demnach auch heute noch genauso (oder noch mehr) aktuell. Auch heute kann es dem Menschen scheinen, dass es nur seinen Fähigkeiten, Begabungen und Anstrengungen zu verdanken ist, dass er im Leben erfolgreich ist. Dabei vergisst er die vielen begabten Menschen, welche es nicht geschafft haben oder die verschiedenen Umstände, welche einen solchen Erfolg nicht ermöglicht hätten. Es ist also nicht seine Kraft alleine, welche ihm diesen Erfolg beschert hat, sondern viele Umstände, welche nicht unter seiner Kontrolle waren. Es obliegt ihm deshalb die Pflicht, sich dieser Umstände und G-ttes Hilfe bewusst zu sein und diesem Gedanken Rechnung zu tragen, in dem er die ersten Früchte seines Erfolges an G-tt abgibt und für seine Zwecke spendet.

Beim Gebot von Bikurim wurden die Früchte nicht auf dem Altar verbrannt, sondern vom Priester, einem zum G-ttesdienst geweihten Mann, genossen. Dieser Genuss war in sich selbst ein g-ttliches Gebot an den Priester.

Die ersten Früchte des Erfolges müssen nicht für G-tt verbrannt, sondern für G-tt genossen werden. Der Mensch soll die materiellen Geschenke für geistige Zwecke verwenden und so auch das alltägliche und weltliche mit G-tt verbinden.