Die Jahrzeit des "Alten Rebben", R. Schneur Salman von Liadi, Begründer des ChaBaD-Lubawitsch-Chassidismus, fällt auf den 24. Tewet. Er starb am 24. Tewet im Jahre 5573 (1813); tatsächlich fiel das Datum in jenem Jahre kurz nach Schabbatausgang des heutigen Wochenabschnittes Schmot.

Der "Alte Rebbe" verkörperte in seinem Leben und Wirken die drei Aspekte von Liebe, welche die Grundlage unserer jüdischen Lebensaufgabe bilden: Ahawat Jisrael (die Liebe zu jedem anderen Juden), Ahawat HaTora (die Liebe zur Tora) und Ahawat Haschem (die Liebe zu G-tt). Er hat uns gezeigt, wie diese drei Gesichtspunkte ineinandergreifen und damit eine harmonische Einheit bilden. Denn nur aus der Liebe zu G-tt ergibt sich, ganz notwendigerweise, die Liebe zur Tora, die Er uns gegeben hat, wie auch die Liebe zu den anderen Juden, die doch alle Seine Kinder sind.

Es kann keine wahrhafte und ehrliche Liebe zum anderen Juden geben, wie gleichfalls zum Nebenmenschen überhaupt und allgemein, wenn diese sich nicht aus der Liebe zu G-tt herleitet, wie auch aus der Erfüllung Seiner Vorschriften, wie sie in der Tora enthalten sind. Fortschritte in den Wissenschaften oder die Entwicklung von Technik und Technologie rufen, als solche, noch keine Menschenliebe hervor, nicht einmal in elementarster Form. Diese Tatsache ist gerade in unserem eigenen Zeitalter unter Beweis gestellt worden, als es sich zeigte, dass genau das Land (Deutschland), welches sich der größten Erfolge und Fortschritte auf wissenschaftlicher und technischer Ebene rühmen konnte, sich als das unmenschlichste und sittlich verderbteste entpuppte; all seinen "Fortschritt" benutzte es in der Zeit, auf die wir hier Bezug nehmen, zur Vervollkommung von Werkzeugen für Zerstörung und Massenmord.

Aus einem solchen schlimmen Kapitel aus der Geschichte lässt sich, erst einmal, eine ganz offensichtliche Lehre ziehen – nämlich, dass es nur der wahre Glaube an G-tt ist, an den Schöpfer und Herrn der Welt (ein Glaube, der dann dadurch seinen praktischen Ausdruck erhält, dass man sich Seinen Unterweisungen gemäß aufführt und benimmt), der einen Menschen dazu befähigt, sich als ein getreues Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu sehen. Dies beinhaltet die wahre Liebe und Berücksichtigung des Nebenmenschen, wie diese durch den "Alten Rebben" verkörpert worden ist.

Wie weit R. Schneur Salman mit seiner Ahawat Jisrael zu gehen bereit war, lässt sich aus folgender Geschichte entnehmen:

Nichts war wichtiger und bedeutsamer für ihn, als sich G-tt nähern zu können. Dieses stetige Verlangen manifestierte sich schon an gewöhnlichen Wochentauen und bei gewöhnlichen Ereignissen. Seine G-ttesannäherung verstärkte sich jedoch noch ungleich mehr bei besonderen Anlässen, insbesondere während des Betens, und noch weiter während der Gebete von Schabbat oder Feiertagen. Daher lässt sich kaum ermessen, wie intensiv seine Vergeistigung und G-ttesannäherung an einem Tage wie dem Jom Kippur war, dem heiligsten und ernstesten Tage im ganzen Jahre.

An einem bestimmten Jom Kippur aber trug sich etwas Außergewöhnliches zu: Mitten im Gebete, im Zustande höchster Ekstase, hörte R. Schneur Salmun plötzlich mit alledem auf, und zum größten Erstaunen aller Anwesenden verließ er die Synagoge und ging auf die Straße. Er ging weiter und weiter, bis er an den Rand der Stadt kam, und dort betrat er ein Haus. Darin wohnte eine kränkliche Frau, die gerade – ohne Hilfe von anderen – ein Kind zur Welt gebracht hatte und nun allein im Haus lag. Der "Alte Rebbe" machte sich daran, für die kranke Frau Holz zu hacken und ein Feuer anzuzünden; und eigenhändig kochte er für sie dann noch eine Suppe. Alles am Jom Kippur!