Der Monat Elul1 ist für jeden Juden die Zeit, da er genau ehrlich überprüfen soll, wie er sich während des zu Ende gehenden Jahres geführt hat, so dass er dann die nötigen Entschlüsse fassen kann, die im kommenden Jahre sein Leben und seine persönlichen Angelegenheiten regeln mögen.

"Sucht Mein inneres Wesen; Dein inneres Wesen, oh G-tt, will ich suchen."2

Dieser Vers aus dem Psalm 27, der während des Monats Elul zweimal täglich gesagt wird, deutet an, welcher Geist uns bei der "Inventur" unserer religiösen Lebensweise im zu Ende gehenden Jahre leiten soll. Gleichfalls gibt er eine Anleitung für die Aufstellung von Entschlüssen für das neue Jahr. Seine Botschaft an jeden von uns ist diese: Wenn du deine vorherige Lebensweise überprüfst (und aufgrund dessen über dein weiteres Betragen zu entscheiden hast), so unternimm eine ehrliche Selbstprüfung. Eine ehrliche Einschätzung wird zu dem Entschlusse führen, sich um Verbesserungen zu bemühen. "Verkaufe dich nicht aus", dadurch dass du deine eigenen Fähigkeiten unter schätzt. Du denkst vielleicht, deine derzeitige Verpflichtung zum Judentum, dein geistiger "Warenbestand", sei ausreichend. Deine "verborgenen Reserven" jedoch, die bisher nicht angezapften Kräfte deiner Neschama (Seele), deine Potentialität zu totaler Verpflichtung zu Tora und Mizwot: diese können dich zu weit höheren Dingen führen.

Die Botschaft "suchet Mein inneres Wesen ..." ist besonders an diejenigen gerichtet, die sich in Stellungen befinden, wo sie selbst spirituelle Anleitung geben und Einfluss ausüben müssen, vom Rabbiner der Gemeinde hinunter bis zu jedem einzelnen Vater, der das geistige Niveau seines Haushaltes und seiner Familie bestimmt.

Nur zu oft finden wir; dass diese "Führer" von Zögern und Furcht besessen sind, indem sie befürchten, ein Machtwort oder eine "übermäßige" Anforderung, die Tora zu beobachten, würde vielleicht ihre Gemeinde oder Familie von der Jüdischkeit entfremden, statt sie zu ihr hinzuziehen.

Die Botschaft an sie lautet: Richtet nicht diejenigen, die ihr leiten solltet, nach ihren Unzulänglichkeiten. Schätzt sie vielmehr ein gemäß den Fähigkeiten ihrer Seele, des "wahrhaften Funkens von G-ttlichkeit".3 Schenkt eurem Bruder euer vollstes Vertrauen; gebt ihm das, was er als Jude tatsächlich von euch erwartet, nämlich die ganze Tora mit all ihren Satzungen, unverblümt und unangetastet; so wie sie vom Berge Sinai auf alle Ewigkeiten und für jeden Ort gegeben worden ist.

Von den Psalmenworten "suchet Mein inneres Wesen ..." in diesem Masse begeistert, kann jeder einzelne von uns eine wahre Beurteilung seiner selbst erlangen, sowie von allen, die zu ihm nach Anleitung und Führerschaft aufblicken. Diese Beurteilung wird dann das kommende Jahr zu einem vollen Jahre machen, voll von Erreichtem, das unseren wahren Reserven gerecht wird, voll von G-ttes Segen für materiellen wie spirituellen Erfolg.