Die dieswöchentliche Sidra Ekew enthält die bekannte Mizwa von "Tefillin" (Deut. 11, 18): "... und ihr sollt sie (d.h. die Worte der Tora) als ein Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen zu Tefillin zwischen euren Augen sein." Auf den Arm gegenüber dem Herzen und auf den Kopf gelegt, zeigen die Tefillin die Unterwerfung der Handlungen, des Herzens und des Verstandes unter G-tt sowie auch die Oberherrschaft des Verstandes über die Gefühle an.
Es ist das grundlegende Prinzip des "Chabad" (d.h. Lubawitsch) Chabadismus, dass der Verstand das Gemüt zu kontrollieren hat. Unglücklicherweise besteht eine tiefe Spaltung zwischen Gehirn und Herz. Mehr noch: oft gar kontrollieren die Gefühle den Verstand, und dann dient der Intellekt nur dem Zwecke, die Begründung, Rechtfertigung oder sogar Entschuldigung für ein an Instinkte und Gefühle gefesseltes Dasein zu geben. Das Gebot der Tefillin dagegen und seine Beobachtung ermöglicht es jedem einzelnen, die Eintracht zwischen Gehirn und Herz, zwischen Verstand und Gemüt zu erzielen.
Es ist traurig, wie sehr diese Einsicht gerade bei vielen Jugendlichen in unserer Zeit fehlt. Eine tragische Folge dieses Mangels ist eine betrübliche Entfremdung von religiöser Observanz in gewissen Kreisen der jüdischen Jugend. Jedoch sollten die Fehler und Unzulänglichkeiten unserer blindlings umhertastenden Jugend nicht allein den jungen Leuten selbst zugeschrieben werden, die es doch im Grunde ehrlich meinen und in der Tat auf der Suche nach der Wahrheit sind, wenn auch dessen manchmal nicht einmal bewusst. Das Problem ist vielmehr in bedeutenden Ausmaße in der Verdrehung der Werte bei den Eltern zu sehen; diese Eltern sind oft mehr am äußerlichen Schein und an bloßen Oberflächlichkeit interessiert, sie sind mehr darauf aus, bei den Nachbarn einen guten Eindruck zu machen, als ihre Kinder den Grundsätzen ihres Glaubens getreu aufzuziehen.
Das Fehlen an Selbstdisziplin und an moralischen Prinzipien bei den Eltern sowie ihre Nachlässigkeit in religiösen Dingen werden von ihren Kindern leicht durchschaut. Kinder wollen eine sichere Anleitung; sie suchen nichts stärker als eine ehrliche und doch liebevolle elterliche Autorität. Aber die häusliche Atmosphäre ist oft die der alles gestattenden Nachgiebigkeit – nachdem wir doch in einer freien Gesellschaft leben!
Was wir heute bei gewissen Gruppen vor uns sehen, ist nicht eine ganz plötzliche Abkehr von fest begründeten religiösen Werten sondern eine allmähliche Erosion des jüdischen Lebens als Folge der alles gestattenden Nachgiebigkeit und des Kompromisses sich in der Wildnis zu verlieren: dieses fängt an mit einem, zuerst geringfügigen, Abweichen von dem traditionellen Pfade, darauf folgt dann ein Schritt nach dem anderen in die falsche Richtung, bis man sich schließlich gänzlich verirrt hat.
Wenn Eltern ihren irregehenden Kindern im "Hippy-Land", es in New Yorks Greenwich Village, in San Francisco oder sonstwo, mit der erschütternden Frage gegenübertreten: "Warum habt ihr uns diese Schande bereitet?", dann lautet die Antwort vielfach: "Welche positive Richtung, welchen nach wahren Werten ausgerichteten Weg, habt ihr uns denn gewiesen? Hierhin hat uns doch nur unser eigenes Suchen geführt."
Unserer Jugend muss die Wahrheit aufgezeigt werden, frei von jeglichem Kompromiss oder persönlichem Vorurteil. Allein die unverfälschte Wahrheit der Tora vermag einen dauernden Eindruck auf unsere Jugend auszuüben. Dies ist nicht nur der richtige, sondern der einzige Weg, und jeder andere würde nur wieder einen Kompromiss darstellen und die Täuschung fortsetzen, die der ursprüngliche Anlass für ihre Entfremdung war.
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