Die dieswöchentliche Sidra stellt die Gesetzesregeln auf, auf denen die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden in Kanaan beruhen sollen: "Und du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern; deine Tochter sollst du seinem Sohne nicht geben, noch sollst du seine Tochter für deinen Sohn nehmen" (Deut. 7, 3). Und Ähnliches mehr. Von dieser Torastelle leiteten unsere Weise (Talmud, Kidduschin 68b) das bekannt Prinzip ab, dass ein Kind einer jüdischen Mutter ein Jude ist – wobei die Herkunft des Vaters belanglos ist.
Vater und Mutter tragen beide zu den jüdischen Eigenschaften des Kindes bei. Der Vater bestimmt die Stammeszugehörigkeit des Kindes, wie Raschi zum Vers Num. 1, 2 darlegt: "Wessen Vater zu einem Stamme gehört und die Mutter zu einem anderen, der ist zum Stamme seines Vaters hinzuzuzählen." Ebenso bestimmt der Vater, ob die Kinder Kohanim (Priester), Leviten oder Israeliten sind. Nur wenn der Vater ein Kohen ist, kann das Kind auch ein Kohen sein, usw.
Demzufolge könnte man eigentlich meinen, des Vaters Einfluss oder sein Beitrag zur Charakteristik des Kindes sei überwiegend. Wenn man aber all diese "Zugehörigkeiten" genauer unter die Lupe nimmt, dann muss man erkennen, dass sie mehr die Gradunterschiede als das innere Wesen des Jude-Seins kennzeichnen. Allein ausschlaggebender Faktor, der bestimmt, ob das Kind von vorn herein jüdisch ist oder nicht ist, ist die Identität seiner Mutter. Wenn die Mutter jüdisch ist, dann gelten die Kinder als jüdisch gemäß der Halacha (dem jüdischen Gesetzessystem).
Die daraus abzuleitende Lehre ist klar. Wenn die jüdische Frau dem Judentum treu ist, dann stützt sich das Jude-Sein ihrer Kinder auf starke Fundamente, ganz gleich, wer ihr Mann ist oder was er tut. Erst wenn das Jude-Sein des Kindes grundsätzlich von der Mutter her bestimmt ist, kann der Mann seinen Teil zum "Grade" der Jüdischkeit beitragen – ob das Kind ein Talmid Chacham (Toragelehrter) ist oder nicht, ob es ein Levite ist oder nicht, ob ein Kohen oder nicht.
Mann und Frau sind gleich verpflichtet, G-ttes Gebote zu halten. Der Mann ist verpflichtet, alle 613 Mizwot zu erfüllen. Die Frau dagegen ist von der Ausübung gewisser Mizwot entbunden, nämlich derer, die mit bestimmten Zeiten oder Zeitabschnitten in Verbindung stehen; dadurch ist ihre primäre Verantwortung für die Familie und die häuslichen Pflichten anerkannt. Jedoch obliegt ihr die Erfüllung von drei ganz besonderen Geboten, deren Anfangsbuchstaben das Akronym HaCheN (Gunst, Zierde) oder den Namen ChaNaH bilden. Diese sind:
- Challa – eine Absonderung von jedem Teig, der zum Backen des Brotes vorbereitet wird. Ein kleiner Teil des Teiges wird nicht zum Brotbacken mitgeknetet sondern beiseite gelegt; ein Segensspruch wird gesagt, und später wird dieser abgesonderte Teil verbrannt.
- Hadlakat HaNerot – das Entzünden der Kerzen beim Eingang von Schabbat und Festtagen.
- Nidda – Vorschriften über Taharat HaMischpacha, d.h. Reinheit des Familienlebens.
Von diesen drei Mizwot dürfen zwei – nämlich das Absondern der Challa und das Anzünden der Kerzen – gegebenenfalls auch von einem Mann ausgeführt werden, obwohl sie das spezifische Privileg der Frau sind; aber die eine Mizwa, die ausschließlich der Frau überlassen bleibt, die Mizwa, die allein ihr gehört, ist Taharat HaMischpacha. Was ist das besondere Anliegen dieser Mizwa, als alleinigem Eigentum der jüdischen Frau?
Diese Mizwa der Reinheit des Familienlebens – Untertauchen in der Mikwe (und die dazu gehörenden Vorschriften) – hat unmittelbaren Bezug auf das Gebiet der Zeugung. Die Zeugung der Nachkommenschaft versinnbildlicht nichts anderes als "die Kraft der Unendlichkeit, die dem Menschen eingegeben ist". Der Mensch kann Kinder haben, und seine Kinder ihrerseits können viele weitere Kinder zeugen, und so fort ad infinitum. Und doch wurde eben die Mizwa, die diese Kraft reguliert, allein der jüdischen Frau anvertraut.
Hätte die Tora ein größeres Zeugnis für den Rang und die Stellung der jüdischen Frau geben können?
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