In der dieswöchentlichen Sidra (Masej; Num. Kap 36) werden die Töchter Zelafchads ausdrücklich erwähnt; sie waren besonders rechtschaffene und weise Frauen (s Raschi zu Num. 27, 1 und 4). Ihre hohe Tradition ist zu allen Zeiten getreu und in hervorragender Weise von jüdischen Frauen eingehalten und fortgeführt worden. Eine chassidische Geschichte passt gut diesen Rahmen:

Reb Gawriel, ein Chassid des "Alten Rebbe" (des Begründers des Chabad-Lubawitsch - Chassidismus), und seine Frau Channa Riwka waren 25 Jahre verheiratet, aber sie waren kinderlos geblieben. Reb Gawriel war ehedem ein wohlhabender Kaufmann in Vitebsk gewesen, doch die schweren Zeiten und die Verfolgungen hatten ihn seines Vermögens beraubt. Der Alte Rebbe bemühte sich damals gerade, die Freilassung mehrerer jüdischer Gefangener zu erwirken. Dazu bedurfte es großer Summen als Lösegeld, die der Rebbe unter seinen Anhängern zu sammeln versuchte. Reb Gawriel wurde für eine gewisse Spende "veranschlagt" – aber tatsächlich war er nicht in der Lage, diese aufzubringen. Er war tief betrübt darüber, dass er sich an der wichtigen Mizwa von "Pidjon Schwujim" (Auslösung von Gefangenen) nicht in dem Maße beteiligen konnte, wie von ihm erwartet wurde.

Als seine Frau die Ursache für den Kummer ihres Mannes herausfand, verkaufe sie kurzerhand ihre noch vorhandenen Perlen und Juwelen, und zwar genau für die erforderliche Summe. Die Münzen, die sie dafür erhielt, schewerte und polierte sie, bis sie blitzten; und mit einem innigen Gebet, dass doch ihr eigenes Los auch wieder zu glänzen beginne, packte sie die Münzen ein und gab den Bündel ihrem Manne, um es zum Rebben zu bringen.

Als Reb Gawriel zum Alten Rebbe nach Liozna kam, legte er das Bündel vor den Rebben auf den Tisch. Dieser ersuchte ihn, das Päckchen aufzumachen, und als er es tat, schienen die Münzen mit einem außergewöhnIichen Glanz. Daraufhin wurde der Alte Rebbe sehr nachdenklich, und eine ganze Zeit saß er in Gedanken versunken da. Schließlich sagte er: "Von all dem Gold, Silber und Kupfer, das die Juden seinerzeit zum Bau des Mischkan (des Heiligtums in der Wüste) hergaben, glänzte nichts, mit Ausnahme des kupfernen Waschbeckens und seines Gestelles". (Diese beiden wurden nämlich aus den kupfernen Handspiegeln hergestellt, die die jüdischen Frauen zur Schönheitspflege benutzt hatten, und die sie in uneigennütziger Weise und freudig für das Mischkan hergegeben hatten – s. Exodus 38, 8 und Raschi z. St.) "Sag mir," fuhr der Rebbe fort, "woher hast du diese Münzen?"

Da erzählte Reb Gawriel dem Rebben von seiner Not und berichtete ihm, auf welche Weise seine Frau das Geld aufgebracht hatte.

Der Alte Rebbe stützte sein Haupt auf seine Hand und versank wieder auf längere Zeit in tiefe Gedanken. Endlich erhob er sein Haupt, und er segnete Reb Gawriel und seine Frau, dass ihnen Kinder, lange Jahre und Vermögen beschert und ihnen außerordertliche Gnade zuteil werden möge. Er trug dem Reb Gawriel auf, sein Geschäft in Vitebsk ganz aufzugeben und stattdessen Handel mit Diamanten und anderen Juwelen zu treiben.

Der Segen ging in Erfüllung. Reb Gawriel "Nossei Chen" ("der Begnadete") – wie er später genannt wurde – wurde wieder wohlhabend und hatte Söhne und Töchter. Er starb im Alter von 110 Jahren und wurde von seiner Frau noch um zwei weitere Jahre überlebt!

Die "Münzen der Mildtätigkeit" – materieller oder spiritueller Mildtätigkeit – mögen wohl nach Anzahl und Wert gewöhnlichen Münzen gleich sein. Wenn aber die Mizwa in selbstaufopfernder Weise – gleichzeitig jedoch freudenvoll – erfüllt wird, hat sie einen ungeahnt größeren Wert; sie glänzt mit einer Pracht, dass durch sie unser ganzes Leben hell wird.