Die Leute, die unsere kapitalistische Gesellschaft durch einen Wohlfahrtstaat ersetzen wollen, sind gewiss großzügig und wollen für ihre weniger erfolgreichen Mitbürger sorgen. Was könnte nobler sein, als den Reichtum eines Landes gerechter zu verteilen, so dass alle gleiche Chancen haben und nicht hungern müssen?
Leider waren immer Katastrophen und Abhängigkeit die Folge, wenn man Geld und Wohlstand verteilte, ohne dass die Empfänger eine Gegenleistung erbringen mussten. Nach dem Talmud essen Almosenempfänger „das Brot der Schande“, und darum rät Maimonides, den Armen lieber einen Job zu geben als Almosen, damit sie sich selbst versorgen können.
Leider sind heute ganze Kulturen – von den australischen Ureinwohnern bis zu manchen Einwanderern in Europa und den sogenannten palästinensischen Flüchtlingen in Gaza – zu verzweifelten Almosenempfängern geworden. Das ist eine Schande für unsere Gesellschaft und für die Almosenspender, die es zuließen, dass einst stolze Menschen träge geworden sind und sich darauf verlassen, dass andere ihre Probleme lösen.
Selbst Menschen, die sich Jahrzehnte lang selbst versorgt haben, leiden oft, wenn sie in Rente gehen. Da sie nicht mehr arbeiten müssen, führen sie häufig ein langweiliges, einsames Leben. Wenn gesunde Senioren keinen Grund mehr haben, morgens aufzustehen, wenn sie nicht bald eine sinnvolle Betätigung finden, werden sie körperlich und seelisch krank.
G-tt hätte ein Universum erschaffen können, in dem alle körperlichen und spirituellen Bedürfnisse des Menschen vollständig befriedigt werden. Diese Menschen wären aber moralisch minderwertig gewesen und hätten nur für den Genuss gelebt. Wenn es nichts zu erstreben und zu erreichen gäbe, wären wir faul und niederträchtig.
Das erklärt, warum die Tora Kredite gegen Zinsen verbietet. Antisemiten verleumden uns als Geldverleiher und Wucherer – obwohl wir genau das ablehnen. Shakespeares Shylock sagt die Wahrheit, wenn er erklärt, dass die Nichtjuden die Juden zwangen, von Geldgeschäften zu leben – sie durften weder Mitglied in den Zünften werden noch Grund und Boden besitzen.
Es ist sehr verdienstvoll, Bedürftigen Geld zu borgen, und in jüdischen Gemeinden waren Hilfsfonds, Gemach genannt, immer üblich. Aber es ist streng verboten, anderen Juden Geld gegen Zinsen zu borgen.
Abgesehen davon, dass viele Schuldner sich immer mehr verschulden und nicht mehr aus der Zinsfalle herausfinden, hat Wucher auch eine negative Wirkung auf den Geldgeber. Es ist gesund, Geld mit seiner Arbeit und seinen Fähigkeiten zu verdienen; aber Lohn für nichts zu verlangen ist immer verwerflich.
Zinsen sind fast so entehrend wie das Brot der Schande. Man arbeitet nicht, produziert nichts und trägt nichts zur Entwicklung der Welt bei. Der andere macht die ganze Arbeit; der Geldgeber ist ein Schmarotzer.
G-tt erschuf uns mit dem Verlangen, erfolgreich zu sein und unsere eigenen Dämonen zu besiegen. Wenn wir kein Pflichtgefühl haben, sondern uns in einen Kokon aus Trägheit und Abhängigkeit zurückziehen und von anderen versorgen lassen, wenden wir uns von der Wirklichkeit ab und zeigen weder Glauben noch Verantwortung.
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