In unserer Parascha werden die verschiedenen Feiertage im jüdischen Jahr der Reihe nach aufgezählt. Das erste Fest von dem die Tora spricht ist Schabbat, ein Fest welches schon einige Male in der Tora erwähnt wurde.

Doch das Gebot von Schabbat beginnt nicht, wie man erwarten dürfte, mit dem siebten Tag, sondern die Tora macht vorher eine Einleitung: Sechs Tage lang sollst Du arbeiten, aber am Siebten sollst Du ruhen.

Raschi, der große Kommentator zum Chumasch fragt dazu: „Was ist der Zusammenhang von Schabbat mit den anderen Festtagen?“ (In anderen Worten: Weshalb muss hier Schabbat so in der Länge behandelt werden, dass die Tora mit einer Einleitung beginnen muss?) Er antwortet darauf: „Dies lehrt uns, dass Jeder, der die anderen Festtage (durch Arbeit) entweiht dem gleich ist, der Schabbat (durch Arbeit) entweiht. Jeder aber der die Festtage aufrechterhält, ihm das als Verdienst angerechnet wird, als ob er alle Schabbatot aufrechterhalten hätte.“

Weshalb muss die Entweihung der Feiertage dem Entweihen des Schabbatfestes verglichen werden? Inwiefern ist die Entweihung des Schabbat denn in den Augen der Menschen schlimmer, so dass die Tora uns vor der Entweihung der anderen Festtage warnen muss?

Die Antwort liegt auf der Hand: Schabbat findet jeden siebten Tag in der Woche statt und hängt überhaupt nicht mit den Bestimmungen der Weisen zusammen. Doch die anderen Festtage sind Datumsabhängig. Das Datum und der Kalender wiederum werden von den Weisen festgelegt. Die Leute könnten deshalb auf die Idee kommen, dem Festtag einen geringeren Stellenwert zuzuschreiben. Aus diesem Grund betont die Tora, dass die Entweihung der Festtage der Entweihung des Schabbat gleichkommt.

Weshalb aber beginnt die Tora hier mit den Worten „Sechs Tage sollst Du arbeiten?“ Würde es nicht genügen, einfach mit dem Verbot der Arbeit am siebten Tages zu beginnen? Um dies zu verstehen, müssen wir das Wort, welche die Tora für „Sechs“ verwendet – „Scheschet“, genauer studieren. Genauer genommen bedeutet „Scheschet“ nämlich nicht „sechs“, sondern „Einen Sechser“. Demnach sagt uns die Tora etwa wie folgt: „Einen Sechser von Tagen sollst Du arbeiten, aber am siebten Tag sollst Du ruhen.“

In anderen Worten: Die sechs Tage der Woche, an welchen wir arbeiten dürfen, sind ein Ganzes – ein Sechser. Es gibt also sozusagen nur zwei „Zeitzonen“:

  1. Die Tage der Woche an welchen wir Arbeit verrichten dürfen und sollen und
  2. Schabbat und die Feiertage an welchen wir die Arbeit vermeiden sollen.

Deshalb beginnt die Tora mit dieser Einleitung mit den sechs Tagen: Sie will betonen, dass es genau das Selbe ist, ob wir nun am Schabbat oder an anderen Festtagen Arbeit verrichten. Diese Tage befinden sich beide in der „verbotenen Zeitzone“.