Unsere Parascha enthält die Gesetze für einen Schomer (Hüter, Verwahrer). Dieser ist für den Gegenstand, der ihm zur Verwahrung gegeben wurde, verantwortlich und muss für seinen etwaigen Verlust die Verantwortung tragen. Wenn der Gegenstand gestohlen wurde, muss der Hüter darauf schwören und ist danach von einer Bezahlung befreit.

Wenn er dabei ertappt wird, den Gegenstand selbst entwendet zu haben, er aber geschworen hat, er sei gestohlen worden, muss er den zweifachen Wert des Diebesguts bezahlen. Auf diesen Fall bezieht sich der Vers (Mischpatim 22,8): „Bei jeder Veruntreuung, bei einem Ochs, einem Esel, einem Schaf oder einem Kleid von dem er behauptet, dies sei mit ihm geschehen (es sei gestohlen worden), soll der Disput vor den Richter kommen. Wenn der Richter ihn für schuldig befindet, soll er seinem Freund das Zweifache bezahlen."

Diese ganze Abhandlung kann auch symbolisch verstanden werden. Jeder Mensch ist ein Hüter seines Lebens und seiner Seele. Sie wird ihm zur Aufbewahrung gegeben und er darf sie nicht veruntreuen. Es gibt vier verschiedene Ursachen, die ihn dazu bringen können, seine Aufgabe nicht zu erfüllen: der Ochs, der Esel, das Schaf und das Kleid. Diese symbolisieren vier verschiedenartige schlechte Triebe der menschlichen Natur.

Der Ochs ist von Natur aus ein gefährliches Tier, welcher bei Erregung dazu neigt, andere mit seinen Hörnern zu stossen. Es gibt auch Menschen, die andere Stossen und sie wegen geringen Provokationen verletzen.

Von Natur aus ist es dem Esel immer zu kalt, so dass er selbst im Hochsommer friert. Es gibt aber auch Menschen, die sich nur schwerlich für ein Ideal erwärmen können.

Das Schaf wiederum folgt von Natur aus den anderen Schafen. Es besitzt keine starke Persönlichkeit und weiss aus diesem Grund nie genau, wo es hin will. Es gibt es auch Menschen, die sicher immer nur ihrer Umwelt anzupassen versuchen und selbständiges Denken nicht gewöhnt sind.

Das Kleid wird auf Hebräisch „Simla“ genannt. Es gibt jedoch noch ein hebräisches Wort für Kleid, und zwar „Beged“. „Beged“ jedoch bedeutet Untreue, Fälschung, Betrug. Dies symbolisiert den hinterlistigen Betrüger.

Die Möglichkeit, sich von diesen Problemen zu befreien ist: Das Doppelte zu bezahlen und zum Richter zu gehen. Der Richter symbolisiert den jüdischen Lehrer und Führer, der ihm den Weg zur Tschuwa zeigt und der Freund, dem das Doppelte bezahlt werden muss, ist G-tt. Denn G-tt ist des Menschen Freund und will ihm dabei helfen, sich ihm wieder zu nähern. Ein Baal Tschuwa sollte nämlich doppelt so viele Anstrengungen unternehmen, um G-tt wieder näher zu kommen.