Unser Wochenabschnitt wird immer vor dem Schawuot-Fest rezitiert und gilt deshalb als Vorbereitung für den Thoraerhalt zu Schawuot.
Der Inhalt des Wochenabschnitts findet seinen Ausdruck auch im Namen des jeweiligen Wochenabschnitts. Der Name unseres Wochenabschnitts „Bamidbar“ muss also mit dem Schawuot-Fest zusammenhängen.
„Bamidbar“ heißt „in der Wüste“ und wie die Thora weiter sagt „in der Wüste Sinai“. Mit der Wüste assoziiert man etwas Negatives, denn sie ist ein unbewohnbarer, öder Ort. Und bezüglich „Sinai“ sagten unsere Meister: „Warum heißt er (der Berg) „Sinai“? – weil Sina (Hass) auf die Welt kam (als G-tt dem Volk Israel die Thora gab).“1
Es scheint so, dass der Name unseres Wochenabschnitts sich nicht nur mit dem Thoraerhalt nicht vereinbaren lässt, sondern sogar dem Thoraerhalt widerspricht. Denn inwiefern sollen „Bamidbar“ (ein Ausdruck für Öde) und „Sinai“ (ein Ausdruck für Hass) eine Vorbereitung für den Thoraerhalt sein?!
Störfaktor
Der Thoraerhalt am Sinai bedeutet für uns heutzutage, uns erneut zu verpflichten, die Thora zu lernen und zu erfüllen. Es gibt zwei wesentliche Vorbedingungen, um die Thora richtig lernen zu können, welche ihren Ausdruck in „Bamidbar“ und „Sinai“ finden. Deshalb bilden sie die passende Vorbereitung für den Thoraerhalt.
Die erste und hauptsächliche Vorbereitung für das Thorastudium ist, den Geist von allen weltlichen Angelegenheiten zu reinigen, damit sie beim Lernen kein Störfaktor sind.
(Doch man muss den Geist nicht nur von Dingen reinigen, die mit der Thora nichts zu tun haben, sondern selbst von jenen Bereichen der Thora, die nicht Teil des Studiums sind. Während man lernt, muss man sich einzig und allein auf jenes Studium konzentrieren, mit dem man gerade zu tun hat, ohne andere Bereiche miteinzubeziehen, sofern sie für das Verständnis des Studiums nicht notwendig sind.)
Keine Smartphones
Diese Vorgehensweise drückt sich in „Bamidbar“ aus. Die Wüste ist öde, unbewohnt und ein Ort, an dem man von nichts irritiert wird, weil es dort nichts Interessantes gibt. Genau auf diese Weise muss man das Thorastudium angehen – man muss sich wie in der Wüste fühlen, als hätte man nichts anderes, außer der Thora; keine Arbeit, keine Familie, kein Smartphone. Unsere Meister sagten sogar: „Wer sich nicht zu einer herrenlosen Wüste macht, kann sich nicht die Weisheit der Thora aneignen.“2 Zu jener Zeit am Tag, die man für das Thorastudium festgesetzt hat, muss man von allem abschalten und sich nur der Thora widmen.
Doch die „Wüste“ allein ist nicht genug, sondern es muss auch „Sinai“ im Spiel sein – „Hass“. Beim Thoralernen reicht es nicht, sich von der Welt abzukapseln, sondern man muss ihr gegenüber sogar eine Abneigung empfinden. Während man lernt, muss man seinen Geist so stark an die Thora binden, dass er während dieser Zeit nichts anderes tolerieren kann, was seinem Studium stören könnte. Dies ist die zweite Vorbedingung: „Sinai“.
Der richtige Umgang mit der Welt
Wenn man diese zwei Vorbedingungen erfüllt, wird man mit Sicherheit „die Thora aufs Neue erhalten können“. Das Studium wird fundierter; das Lehren der Thora an Andere wird gründlicher und auch der Umgang der Weltlichkeit wird richtiger.
Denn die Thora verfolgt nicht das Ziel, dass der Mensch die Weltlichkeit meidet („hasst“). Solange man auf der Erde lebt, muss man sich mit der Weltlichkeit auseinandersetzten; die Frage ist nur, ob man damit richtig oder falsch umgeht (Beispiel: Essen). Man kann die Weltlichkeit für Gutes nützen, sie kann aber auch den Menschen zu Fall bringen. Indem man stark an die Thora gebunden ist, bekommt man die Einsicht und Sensibilität, mit der Weltlichkeit richtig umzugehen.
(Torat Menachem, Jahrgang 5750, Band 3, Seite 241)
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