Nachdem das jüdische Volk für den Aufbau des Heiligtums Gold, Silber usw. spendete, erzählt unser Wochenabschnitt davon, dass es Mose selbst war, der über alle Abgaben Rechnung hielt.1 Einfach erklärt berechnete Mose alle Einnahmen und schrieb sie nieder, um jeglichen Verdacht aus der Welt zu schaffen, er würde etwas davon in die eigene Tasche stecken.
Dem Midrasch zufolge geschah dabei etwas Außergewöhnliches: Als Mose die Silbermünzen zählte, fehlten ihm 1775 und er erinnerte sich nicht, was er damit gemacht hatte. Vom Himmel eilte man ihm zur Hilfe und verkündete: „Mit den 1775 Silbermünzen machte er die Hacken für die Vorhänge.“2 Dies drückt die beständige Ehrlichkeit Moses aus, wie die Thora selbst bezeugt: Nicht so (wie die anderen) ist Mein Diener Mose; in Meinem ganzen Haus ist er betraut!3
Mose als Buchhalter?
Die Thora bezeugt, dass man sich auf Mose blind verlassen kann. Sogar vom Himmel eilte man ihm zur Hilfe. Weshalb aber war es dann überhaupt nötig, dass Mose über alle Abgaben Rechnung führen musste? G-tt könnte doch im Vorhinein vom Himmel dem Volk kundtun, wie ehrlich Mose war und niemand würde auf den Gedanken kommen, ihn des Betrugs zu verdächtigen. So hätte es sich Mose erspart, Rechnung über alle Einnahmen führen zu müssen.
Daraus lernen wir, dass es auch einen anderen, tiefgründigeren Grund für die Abrechnung der Abgaben durch Mose geben musste. Es war für die Vollkommenheit des Heiligtums wesentlich, dass Mose alle Spenden, aus denen das Heiligtum gebaut wurde, zusammenfasste.
Vom Individuum zu einem Ganzen
Das Heiligtum wurde aus den Spenden jedes einzelnen aufgebaut, doch es sollte ein Werk der Allgemeinheit Israels sein. Wie macht man aus den Taten vieler Individuen ein Ganzes, das der Allgemeinheit gehört? – durch Mose. Denn da er das Haupt des jüdischen Volkes war, verband er die individuellen Spenden zu einem Ganzen, das nun ganz Israel gehörte, wie auch das Haupt die Körperteile zu einem funktionierenden Körper verbindet.
Ein weiterer Aspekt ist die Andacht: Sobald das Individuum eine Spende gibt, hängt es von ihm ab, welche Andacht es dabei hat: Es kann die Spende aus ganzem Herzen gegeben haben, oder halbherzig und sogar widerwillig, was wiederum die Spende befleckt. Deshalb befahl G-tt, alle Spenden Mose zu geben, denn „sein Herz ist das Herz ganz Israels.“4 Indem er alle Spenden zusammenfasste, erhielten sie auch „sein Herz“ – eine Spende aus ganzem Herzen - mit denen schließlich G-tt eine würdige Wohnung aufgebaut werden konnte.
Die unbefleckte Spende
Tiefer betrachtet: Eines der Gründe dafür, dass das Heiligtum „Wohnung des Zeugnisses“ heißt, ist, „weil es ein Zeugnis für die Kinder Israels darstellt, dass G-tt ihnen die Sünde des goldenen Kalbs verziehen hatte, da Er Seine Gegenwart in ihrer Mitte ruhen ließ.“5 Doch obwohl G-tt ihnen verziehen hatte, blieb an ihnen etwas von der Sünde hängen, bei den einen, weil sie aktiv sündigten und bei den anderen, weil sie nicht ausreichend dagegen protestierten.
Der einzige, der von dieser Sünde nicht befleckt wurde, war Mose. Denn er war zu jener Zeit auf dem Berg Sinai und hatte mit der Sünde in keiner Weise zu tun, nicht einmal protestieren konnte er dagegen, da er nicht dabei war und davon nichts wusste. Als er deshalb die Abgaben von ganz Israel zusammenfasste und er derjenige war, der sie für den Aufbau des Heiligtums freigab, machte er daraus eine Spende, die in keiner Weise von der Sünde des goldenen Kalbes angetastet war. Aus diesem Grund musste die Spende jedes Individuums über Mose gehen, denn nur er hatte die Kompetenz, alles zu vereinen und daraus ein Werk für die Allgemeinheit Israels zu machen, das heilig genug war, damit G-tt darin ruhen konnte.
(Likutej Sichot, Band 21, Seite 280)
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