Unser Wochenabschnitt schildert uns über den besonderen Eifer des jüdischen Volkes, für den Aufbau des Heiligtums zu spenden.1 Sie alle, Männer, Frauen und Kinder, wollten daran teilhaben. Sie spendeten sogar mehr, als notwendig war. Dem jüdischen Volk lag der Aufbau des Heiligtums so sehr am Herzen, weil dadurch G-tt die Sünde vom goldenen Kalb vergab. Diese Sünde betraf das gesamte Volk, deshalb musste das gesamte Volk dies wieder gut machen, indem jeder eine beim Aufbau des Heiligtums Anteil nahm.
Die Sünde vom goldenen Kalb war so schwerwiegend, dass in allen Generationen keine Strafe über das jüdische Volk kommt, in der nicht auch etwas von der Strafe dieser Sünde enthalten ist. Und dennoch lag es gerade in der Kraft des Heiligtums, die Sünde vom goldenen Kalb im Großen und Ganzen zu sühnen. Warum?
Was ist Götzendienst?
Zuallererst liegt es an uns, die Sünde vom goldenen Kalb zu verstehen. Rambam schreibt, dass Götzendienst an sich keineswegs die Verleugnung von G-ttes Existenz bedeutet.2 Auch wenn man bereits an weitere Mächte außer G-tt glaubt, ist das schon Götzendienst. Und ganz genau betrachtet grenzt es schon an Götzendienst, wenn jemand glaubt, dass es irgendeine andere Existenz außer G-tt gibt. Das absolute Gegenstück zum Götzendienst ist die Einheit G-ttes, das heißt, dass es nichts außer G-tt gibt. G-tt ist die einzig wahre Existenz; und die gesamte Schöpfung ist nur ein Teil von Ihm.
Spaziergang
Diese Erkenntnis, dass G-tt alles ist, drückt sich in folgender Anweisung fürs Leben aus: In all deinem Handeln erkenne G-tt.3 Die Bindung, die der Jude mit G-tt dadurch eingeht, ist viel höher, als durch die Mitzwot.
Beim Erfüllen von den Mitzwot, beim Thoralernen und beim Beten, erkennt man nicht unbedingt, dass man bei jeder Sache mit G-tt zu tun hat. Schließlich beschäftigt sich der Jude nicht den ganzen Tag mit dem Gebet und den Mitzwot. Er hat auch ein „privates Leben“. Er befolgt zwar den Willen G-ttes, doch schlussendlich bleibt er ein eigenes Individuum. G-tt ist nur ein Bereich, auch wenn sehr wichtig, in seinem Leben. Doch die Anweisung In all deinem Handeln erkenne G-tt besagt, dass das gesamte Leben des Juden Teil des G-ttesdienstes ist, bis er G-tt in all seinem Handeln erkennt (dient).
Selbst ein Spaziergang kann dadurch Teil des G-ttesdienstes werden, wenn der Jude dabei nicht an seinen eigenen Genuss denkt, sondern um die Wunder G-ttes in der Natur zu betrachten. Ein einfacher Spaziergang, der an sich völlig profan ist, offenbart somit G-tt in der Welt.
Indem der Jude in all seinem Handeln G-tt dient, lebt er den wahren Glauben, dass G-tt nicht nur in der Synagoge, oder im Lehrhaus und auch nicht nur über seinem Haupt weilt, sondern die ganze Existenz ist.
Die Einheit G-ttes
Nun können wir auch verstehen, weshalb gerade das Heiligtum die Sünde vom goldenen Kalb sühnen konnte. Durch das Heiligtum offenbarte sich G-tt in der materiellen Welt. Als die Kinder Israels ihre privaten, profanen Gegenstände für den Aufbau des Heiligtums spendeten und sich in diesem materiellen Haus G-tt offenbarte, stellten sie ihren Glauben unter Beweis, dass es wirklich nichts außer G-tt gibt und auch der Sinn ihrer profanen Gegenstände darin liegt, dass G-tt darin Seine Heiligkeit offenbart.
Auch unsere Aufgabe liegt darin, G-tt als einzige Existenz anzuerkennen und diesen Glauben in unser tagtägliches Leben einfließen zu lassen, sodass wir in jeder Sache G-tt offenbaren können!
(Likutej Sichot, Band 3, Seite 931)
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