Um die richtige Frau für den Sohn seines Herren Abrahams zu finden, machte sich Elieser, der Knecht Abrahams, folgendes Zeichen: Dasjenige Mädchen, welches von sich aus, ohne darum gebeten zu werden, offerieren würde, auch seine Kamele zu tränken, war die richtige Frau für Jizchak.

Die Überlegung ist nachvollziehbar: Eigentlich konnte das Mädchen sich ja denken, dass ein Herr, welcher mit zehn Kamelen angereist war, bestimmt auch die nötigen Geräte mitgebracht hatte, um Wasser zu schöpfen und die Kamele zu tränken. Er benötigte also nicht ihre Hilfe, sondern es war reine Menschenliebe und Hilfsbereitschaft, welche das Mädchen dazu bewegen könnte, diese Hilfe anzubieten.

Wir müssen uns jedoch fragen: Bestimmt ist ein gutes Herz und Hilfsbereitschaft eines der wichtigsten Eigenschaften eines Menschen und bestimmt eignet sich eine Person, welche mit diesen Qualitäten ausgestattet ist, besonders gut als Ehepartner (und insbesondere in der Familie Abrahams, wo Wohltätigkeit großgeschrieben wurde).

Doch müsste eigentlich Elieser auch prüfen, ob ihr Glauben und ihre Grundeinstellungen im Leben in Ordnung seien. Abraham war ja nicht bloss ein grosser Wohltäter, sondern der Begründer des monotheistischen Glaubens. Bedeutete es Elieser gar nichts, abzuklären, wo dieses Mädchen in Bezug auf diese Fragen stand?

Die Antwort lautet: Nein. Das wesentliche war für ihn bloss das gute Herz. Er war mit Recht überzeugt, dass Riwka den wahren Glauben ihres Mannes schon akzeptieren würde (falls sie mit ihrem eigenen Denken noch nicht so weit fortgeschritten war), wenn sie nur ein gutes Herz und einen aufrichtigen und lieben Charakter besass.

Doch wie konnte er so überzeugt sein? Was ist der Zusammenhang zwischen einen guten Herzen und einem ehrlichen Glauben an G-tt?

An G-tt zu glauben und seine Existenz zu anerkennen ist für viele Menschen gar nicht so leicht. Es ist für sie schwierig zu akzeptieren, dass es womöglich eine höhere Macht gibt, welche dem Menschen vorschreiben darf, wie er sein Leben zu gestalten habe. Deshalb neigen viele Menschen dazu, G-ttes Existenz zu leugnen und nach anderen, zum Teil nicht besser fundierten und nicht leichter nachvollziehbaren Theorien zu suchen. Die Frage, wie denn die Welt in ihrer wunderbaren Vielfalt, Komplexität, Organisation und Zusammenarbeit der verschiedenen Öko – Systeme entstanden ist, wird verdrängt.

Nur ein Mensch, dem es im Leben nicht bloss um die eigenen Bedürfnisse und Gelüste geht, der nicht bloss ständig bestrebt ist, sein eigenes Leben zu verbessern, sondern auch für die Bedürfnisse Anderer offen ist und sich in deren Schuhe versetzen kann, kurzum, der die Welt nicht subjektiv, sondern objektiv betrachten kann, wird auch keine Schwierigkeit damit haben, die Existenz eines erhabenen Schöpfer zu anerkennen.

So war Riwka, ein Mädchen, dass ohne darum gebeten zu werden, sofort auch bereit war, nicht nur die Bitte Eliesers zu gewähren, sondern auch das ungefragte zu sehen, bestimmt auf dem besten Weg zur Anerkennung G-ttes, wie sie von Awraham gelehrt wurde.