Unser Wochenabschnitt handelt von der Menora – dem siebenarmigen Leuchter. Aron HaKohen1 hatte die heilige Aufgabe, die Menora täglich zu entzünden2. Die Menora und ihre Lichter sind auch ein Symbol für das jüdische Volk3. Daraus lässt sich schließen, dass wir von den Geboten über die Entzündung der Menora über unseren Umgang mit einem anderen Juden lernen können, denn jeder Jude gehört zu den Lichtern der Menora

Zuallererst brannten auf der Menora sieben Lichter. So gibt es auch laut der Mystik sieben Menschentypen im jüdischen Volk, parallel zu den sieben g-ttlichen Attributen (Güte, Strenge usw.)4. Es gibt Juden, bei denen „Güte“ besonders ausgeprägt ist. Diese strahlen Liebe aus und sind optimistisch. Dann gibt es Juden, bei denen „Strenge“ sehr ausgeprägt ist. Diese sind ernste Menschen, kritisch und genau. Auch im G-ttesdienst finden diese sieben Attribute ihren Ausdruck.

Als Beispiel gelten die Lehrhäuser von Bet Hillel und Bet Schamaj5. Bet Hillels Einstellung war es vordergründig, bei den Geboten zu erleichtern („Güte“), Bet Schamajs zu erschweren („Strenge“).

Man könnte meinen, dass nur ein Lebensweg richtig ist und die anderen falsch. Doch von der Menora lernen wir, dass es im jüdischen Volk sieben „Lichter“ gibt, sieben Wege und Einstellungen (mit all ihren zahlreichen Abzweigungen) und alle zusammen bilden die Gesamtheit der heiligen Menora. Solange der gemeinsame Nenner die Thora und das Verbreiten ihres Lichtes ist, haben alle Platz. Außerdem macht gerade die Verschiedenheit und Vielseitigkeit die Schönheit unseres Volkes aus.

Geschöpfe

Doch was macht man mit „Lichtern“, die nicht stark genug brennen? Wie geht man mit Juden um, deren jüdische Seele nicht kräftig genug leuchtet? Dafür benötigt man „Aron HaKohen“, dessen Aufgabe es ist, die Lichter der Menora zu zünden.

Über Aron HaKohen sagt die Mischna: „Er liebt den Frieden, lauft dem Frieden nach, liebt die Geschöpfe und bringt sie der Thora näher6.“Von Aron HaKohen lernen wir, mit welcher Einstellung wir einen anderen Juden zur Thora näher bringen sollen. Erstens: Aus Liebe und Fürsorge für den Nächsten. Es muss uns wirklich um sein Bestes gehen. Diese Fürsorge soll man auch gegenüber Juden haben, die keinen weiteren „Verdienst“ aufweisen können, außer, dass sie „Geschöpfe“ G-ttes sind (wie die obengenannte Mischna sagt). Auch sie gehören zur Menora; auch sie muss man zum Leuchten bringen.

Zuschnitt?

Zweitens: Man muss bei der Vorgehensweise auf die Worte der Mischna achten: „Er brachte sie zur Thora näher.“ Die Geschöpfe sind der Thora näherzubringen und nicht die Thora passt sich den Geschöpfen an. Manche glauben, dass man nur dann erfolgreich sein kann, anderen Juden die Thora ans Herz zu legen, wenn man ihnen die Thora anpasst. Sie verzichten auf jene Mitzwa, erlauben jenes Verbot, erleichtern bei jener Anweisung der Gelehrten und glauben, dadurch viele Juden an die Thora binden zu können. Doch diese Vorgehensweise ist grundsätzlich falsch; weil erstens niemand das Recht hat, sich die Thora G-ttes je nach Bedarf zuzuschneiden und zweitens die Kraft der Thora in ihrer Ganzheit besteht. Wenn man dies antastet, verliert sie ihre Echtheit und heilige Wirkung.

Drittens: Die Lichter der Menora mussten so lange angezündet werden, bis die Flamme von selbst emporstieg. Das Ziel ist es, einen anderen Juden so sehr in Sachen Judentum zu fördern, dass sein Seelenfeuer schon von allein brennen kann und nicht mehr auf andere angewiesen ist. Auch ohne jüdisches Umfeld und Rabbiner, die ihn pushen, soll er eine starke, jüdische Persönlichkeit werden bzw. bleiben.

(Likutej Sichot, Band 2, Seite 314)