In der dieswöchigen Sidra kommen die Worte des Schma Jisrael vor, die als ein wesentlicher Bestandteil in unsere tägliche Gebetsordnung eingegangen sind. Der erste Absatz des Schma Jisrael handelt von der Liebe zu G-tt, und seine Verse lauten:

"Du sollst den Ewigen, deinen G-tt, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft lieben. Und diese Worte, welche Ich dir heute gebiete, seien auf deinem Herzen; und du sollst sie deinen Kindern einschärfen ... Und du sollst sie als ein Zeichen auf deine Hand binden, und sie seien Tefillin zwischen deinen Augen; und du sollst sie an die Pfosten deines Hauses schreiben und an deine Tore"
(Deut. 6, 5 -9).

Wer hat nicht schon gehört, wie sich jemand gerühmt hat, er habe "ein gutes jüdisches Herz", oder wie jemand pietätvoll seinen Mangel an praktischer jüdischer Observanz dadurch zu rationalisieren versucht, dass er sich darauf beruft, Jüdischkeit bedeute, "G-tt mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft zu lieben", und "G-tt verlange das Herz" (vgl. Talmud, Sanhedrin 106b)? Diejenigen, die so behaupten, ihre jüdischen Gefühle seien allein ausschlaggebend, übersehen zu allererst schon einmal einen ganz einfachen Punkt der Logik, und dieser ist: Wenn du jemanden wirklich liebst, dann tust du, was er dich ersucht; wenn du G-tt zu lieben vorgibst, dann musst du tun, was Er von dir verlangt.

Zweitens verdrehen diese Leute überhaupt den Sinn der von ihnen zitierten Verse. Denn auf das Gebot im täglichen Schma Jisrael-Gebet: "Liebe deinen G-tt" folgen gleich ganz konkrete Vorschriften: "Binde sie auf deinen Arm", "Schreibe sie an deine Tür", "Schärfe sie deinen Kindern ein" - damit auch diese ihrerseits das Gebot erfüllen: "Liebe deinen G-tt".

Es gibt Eltern, die persönlich leider keine authentische jüdische Erziehung genossen haben, möglicherweise aus Gründen, für die sie selbst gar nicht verantwortlich waren. Dadurch könnte ihre "Liebe zu G-tt" fehlerhaft geworden sein. Dennoch sind sie entschlossen, ihren Kindern das zu geben, was ihnen selbst versagt geblieben ist - und der Prüfstein dafür, wie ernst man es mit der Liebe zu G-tt meint, liegt darin, welche Richtung man mit der Kinderziehung einschlägt.

Einen Scheck an eine Jeschiwa zu schicken oder eine Synagoge oder andere wichtige Gemeindeeinrichtung zu unterstützen - das ist der Anfang, und er ist gut. Die Frage aber bleibt bestehen: Was gibt dieser Mann seinen eigenen Kindern? Der Vater, der seine Kinder dazu erzieht, (die Tefillin) zu "binden" und (die Mesusa) zu "schreiben", den Tag einzuleiten mit dem Ausruf "Schma Jisrael" und den Tag zu enden mit diesem Signal, dieser Vater hat G-ttes Wunsch ausgeführt. Er liebt G-tt mit seinem ganzen Herzen und seiner ganzen Seele und all seiner Kraft. Derjenige dagegen, der sich damit zufrieden gibt, vage "herzliche Gefühle" für das Judentum zu hegen - weil "G-tt das Herz verlangt" -, ist ein absoluter Versager.

Eltern, die die Vorschrift "Du sollst sie deinen Kindern einschärfen" richtig ausführen, schaffen sich selbst ihren herrlichen Lohn, nämlich eine nächste Generation, die ihrem jüdischen Erbgut treu bleibt. Diejenigen aber, die diese Mizwa vernachlässigen, ernten nichts als Leid und bittere Enttäuschung. Wir alle sehen leider jeden Tag vor unseren eigenen Augen die tragischen Folgen der Nichtbeachtung dieser Mizwa.

Unglücklicherweise macht sich heutzutage manchmal die Ansicht breit, Eltern sollten sich in die Angelegenheiten ihrer Kinder nicht hineinmischen, noch sollten sie sich überhaupt eine Meinungsäußerung über ihr Tun und Lassen gestatten. Bestenfalls, so heißt es dort, dürfte man den Kindern in sehr höflicher Form zu verstehen geben, was die Eltern für richtig halten. Doch müsste man es auf jeden Fall in einem demokratischen Lande den Kindern einräumen, so aufzuwachsen, wie es ihnen passt! Dieser falschen Einstellung ist noch dadurch zusätzliche Würde verliehen worden, dass sie zu einem fast unerlässlichen Teil des pädagogischen Systems gemacht worden ist, sozusagen zu einer Philosophie der Erziehung. Kaum lässt sich unter Eltern eine Stimme vernehmen, die gegen diesen tragischen Irrtum protestiert.

Das Stillschweigen von Eltern angesichts des völligen Verfalls ihrer Kinder ist in der Tat eine Tragödie. Im Grunde jedoch ist diese Art von Resignation - die sich in den Standpunkt flüchtet: "Was kann man denn schon mit der jungen Generationen anfangen?" - einfach lächerlich. In Wirklichkeit will die Jugend die Wahrheit hören. sie will, dass man es ihr sagt - aber sie will Worte, die vom Herzen kommen ...

Zusammenfassende Übersicht:

"Liebe zu G-tt", wie in den Worten des Schma Jisrael angezeigt, bedeutet praktisches Tun, nicht eine vage pietätvolle Berufung darauf, man liebe das Judentum und das genüge. Insbesondere ist es wichtig, sich aktiv um die jüdische Erziehung seiner eignen Kinder zu kümmern.