Die in der Sidra Chukat aufgezeigten Verbindungen zwischen Moses und Manna, Aaron und den Wolken und Miriam und der Wasserquelle können schon aufgrund ihrer Charaktermerkmale verstanden werden.

Moses, der Hirte Israels, leitete jeden einzelnen seinen Fähigkeiten entsprechend; dabei mussten auch die inneren Gefühle jeder Person ihre Berücksichtigung finden. Das Manna, mit seiner Auswirkung auf das Innerliche, wurde deshalb um Moses' willen geschenkt.

Aaron liebte die Geschöpfe - auch diejenigen, deren einzige Tugend darin bestand, dass sie Geschöpfe waren. Deshalb betrauerte ihn nach seinem Tode das ganze Haus Israel, was bei keinem anderen der Fall war. Durch seine Liebe erweckte Aaron in den Menschen ein Verlangen nach Mizwot, selbst dort, wo manche dies mit eigenen Kräften nicht bewerkstelligen konnten. Weil daher Aaron keinen Unterschied seinen Nebenmenschen gegenüber machte, wurde er "Mass für Mass" belohnt; und die Wolken, die wegen seines Verdienstes gewährt worden waren, beschützten alle Juden ohne Unterschied.

Miriams anderer Name war Puah, weil sie die Kleinkinder in Ägypten betreute. Der Grund dafür, dass sie Miriam genannt wurde, lag darin, dass sie selbst in einer Zeit des härtesten Exils geboren wurde. Dennoch prophezeite sie schon damals die Geburt des Erretters Israels, und damit machte sie sowohl Pharaohs Dekret wie Amrams Entschluss (keine Kinder mehr zu zeugen) zunichte. In Selbstaufopferung zog sie Kinder gross, die einmal ausrufen würden: "Dies ist mein G-tt, und ich will Ihn verherrlichen" (Exodus 15, 2) und danach die Tora empfangen würden. Dafür wurde das Wasser, das die Verteilung und Ausschüttung der Tora auch in die untersten Stände und niedrigsten Kreise versinnbildlicht, um ihretwillen gegeben.

Als Aaron und Miriam starben, hörten Wolken und Wasserquelle auf, doch hinterher stellten sie sich wegen der Verdienste Moses' wieder ein. Daraus können wir folgern, dass Moses neue Aufgaben übernahm, obwohl er im Grunde ein Hirte und so nur mit dem Manna verbunden war. Zum Wesen des wahren Hirten gehört es aber, dass er sich nicht nur um seine eigentliche Arbeit kümmert sondern, wenn erforderlich, auch andere Aufgaben erfüllt und so sein persönliches Interesse ausser acht lässt.

Wenn ein Hirte in Israel sich vor die Aufgabe gestellt sieht, die Herzen seines Volkes ihrem G-ttlichen Vater näherzubringen, dann legt er seine eigenen Angelegenheiten beiseite, dann kümmert er sich auch um die niedrigsten im Volke. Der Tanja, das Werk des Begründers des Chabad-Lubawitsch-Chassidismus, legt dar, dass jeder in sich einen Funken von Moses hat. Es muss daher ein Leitfaden für jeden Juden sein, dass er, wenn Not am Mann ist, auch das tun muss, was nicht sein eigentlicher Beruf ist. Wenn es daher keinen Aaron und keine Miriam gibt, und wenn Schlangen und Skorpione drohen, dann muss jeder einzelne sich dafür einsetzen, für Wasser und schützende Wolken zu sorgen, ohne Rücksicht darauf, ob dies zu seinen Pflichten gehört oder nicht.

Auch wenn er selbst geborgen und in Sicherheit ist - denn er ist im Ebenbilde G-ttes geschaffen und braucht sich vor wilden Tieren nicht zu fürchten (s. Talmud, Sanhedrin 38b) -, können andere in Lebensgefahr stehen; und wo es sich um Lebensrettung handelt, dürfen alle anderen Mizwot dafür, wenn nötig, vernachlässigt werden, auch wenn die Überlebenschancen nur gering sind. Deshalb muss er sich der Aufgabe widmen, Wasser, Wolken und Manna wiederherzustellen.

Wenn jemand auf diese Weise seine eigenen Interessen ausser acht lässt, wenn er nicht erst lang debattiert, ob dies überhaupt zu seinem Pflichtenkreis gehört, sondern wenn er dessen ungeachtet Juden ihrem Himmlischen Vater näherbringt, dann wird auch G-tt selbst ihn und seine ganze Familie zu sich näherbringen, Er wird ihre eigenen Wünsche erfüllen. Wenn man so der Verpflichtung gehorcht "Sie sollen Mir ein Heiligtum errichten", dann folgt daraus: "und Ich werde in ihrer Mitte verweilen" (Exodus 25, 8), in jedem einzelnen Juden.

Zusammenfassende Übersicht:

Als Aaron und Miriam starben, übernahm Moses ihre Aufgaben, obwohl diese nicht zu seinen Pflichten gehörten. So muss jeder Jude, über seinen Aufgabenkreis hinaus, seinen Mann stellen und ein "Moses" sein.