„Sie standen am Fuße des Berges“ [wörtlich: unter dem Berg] (Schemot 19:17).

Frage: Als Haschem dem jüdischen Volk die Torah anbot, antworteten die Menschen sofort: „na’ase wenischma“ – „Wir werden tun, und wir werden hören.“ Warum war es dann notwendig, dass Haschem den Berg über dem Volk schweben ließ und drohte, das Schicksal der Juden sei besiegelt, wenn sie die Torah nicht annähmen?

Antwort: Die Torah besteht aus zwei Teilen: aus der schriftlichen und der mündlichen Überlieferung. Das jüdische Volk war bereit, die geschriebene Torah zu akzeptieren, nicht aber die mündliche Torah, welche die schriftliche erläutert und das gesamte jüdische Gesetz enthält. Darum ließ Haschem den Berg über dem Volk schweben.

Es war keine Überraschung, dass die Juden die Torah gerne annahmen und riefen: „na’ase wenischma“. Immerhin wurde in der Wüste für alle ihre Bedürfnisse gesorgt. Sie aßen Manna vom Himmel und tranken Wasser aus Miriams Brunnen. Ihre Kleider wuchsen durch ein Wunder mit dem Körper und wurden von himmlischen Wolken gereinigt, die zudem die Menschen auf der Wanderschaft schützten. Unter diesen Umständen gab es keinerlei Grund, die Lehren der Torah nicht genau zu befolgen.

Als Haschem den Berg über dem Volk schweben ließ, stellte er den Juden eine Frage: „Es gibt keine Garantie dafür, dass die Ruhe und der Frieden, die ihr jetzt genießt, immer währen. Was geschieht, wenn eine dunkle Wolke über euch schwebt? Werdet ihr der Torah auch dann gehorchen, wenn euer Leben hart ist oder wenn es bedroht ist?“

Einige Juden hatten vielleicht Zweifel, aber Haschem sagte zu ihnen: „Es ist zu eurem Vorteil, wenn ihr die Torah unter allen Umständen befolgt. Denn wenn ihr die Torah aufgebt, sham tehi kewuratschem – dann seid ihr dem Tod geweiht.“