Neulich nahm ein Jugendlicher am G-ttesdienst teil, der für seinen verstorbenen Großvater abgehalten wurde. Er hatte nie zuvor eine orthodoxe Beerdigung gesehen und wunderte sich daher über das Verhalten von "Seides" alten Freunden aus seiner kleinen Schul.

Einerseits trauerten sie über den Verlust eines geliebten Menschen, andererseits erzählten Sie Anekdoten aus seinem Leben. Sie lächelten und lachten sogar, wenn sie an seine Gutmütigkeit und an seine Schrullen erinnerten!

Dadurch kam der Teenager zu einer ganz neuen Einsicht. Er begriff, dass dieser Tod erwartet und unvermeidlich gewesen war und dass "Seides" Freunde darauf vorbereitet gewesen waren. Und als der Tod eingetreten war, wollten sie lieber an die schönen Augenblicke im Leben des Toten denken als an die traurigen.


Auch der neue Wochenabschnitt, Chaje Sara, will uns nicht an Saras Tod, sondern an ihr Leben erinnern. Sie lebte, wie die Tora berichtet, "hundert Jahre und zwanzig Jahre und sieben Jahre". Warum wird nach jeder Zahl das Wort "Jahre" eingeschoben? Das bedeutet nach Ansicht unserer Weisen, dass Sara mit hundert Jahren so hübsch war wie mit zwanzig und mit zwanzig ebenso frei von Sünde wie mit sieben.

Jeder Teil ihres Lebens war also wichtig, jeder Lebensabschnitt und jeder Aspekt ihrer Persönlichkeit. Und auch alles zusammen ist bedeutsam.

Wir sehen nur den jeweiligen Augenblick im Leben eines Menschen – das ist ein sehr eingeschränkter Blickwinkel. Wenn wir sein gesamtes Leben vom Anfang bis zum Ende überblicken könnten, würden wir anderen Menschen viel nachdenklicher begegnen.

Wir können nicht in die Zukunft schauen (außer dass wir um unsere Sterblichkeit wissen); aber wir können auf jene Momente in unserem Leben zurückblicken, wo wir gütig waren und damit uns selbst und anderen geholfen haben.

Jene Teile unseres Lebens, auf die wir weniger stolz sein können, müssen demgegenüber nicht sehr ins Gewicht fallen. Die Macht der Tschuwa (der aufrichtigen Reue und Buße) reicht auch in die Vergangenheit. Wenn wir zu den wahren Quellen der Mizwot zurückkehren, können wir Sünden wiedergutmachen, selbst wenn wir geglaubt haben, es sei "zu spät".

Vielleicht kommen Sie nicht auf eine Summe von hundert und zwanzig und sieben. Aber auch Sie haben Zeit, zu lächeln, zu lachen und eine nette Geschichte zu erzählen! Wenn Sie sich an die Vergangenheit unseres Volkes erinnern, können Sie seine Zukunft mit vorbereiten.