“Wenn nun das alles über dich kommt, der Segen und der Fluch, den ich vor dich gelegt habe ...” (30:1)

Frage: Das Wort wehaja (“es wird sein”) weist meist auf simcha (“Glück und Freude”) hin. Wie passt das zu wehakelalla (“und der Fluch”), der über uns kommen kann, G–tt verhüte es?

Antwort: Die Gemara (Berachot 54a) sagt, wir seien verpflichtet, Haschem zu preisen, wenn uns etwas Schlechtes zustoße – so wie wir Haschem loben, wenn uns etwas gutes widerfährt. Unsere Weisen erklären das so: Das Gute im Leben – simcha – beruht ebenso auf einer Entscheidung G–ttes wie das Schlechte, und wir müssen beides annehmen (ebenda, 60b). Darum ist das Wort wehaja, das auf Freude hinweist, in diesem Pasuk angemessen, und diese Freude ist auch erreichbar, wenn wir daran denken, dass ascher natati lefanecha, “dass ich, Haschem, derjenige bin, der es vor dich gelegt hat”.

Rabbi Suscha von Anipoli war Schüler von Rabbi Dow Ber von Mesritsch (dem Mesritscher Maggid). Er war krank und sehr arm, aber das hinderte ihn nicht im Geringsten daran, fromm und bescheiden zu sein und Haschem zu lieben. Dafür war er berühmt. Einmal kam Rabbi Schmelke von Nikolsburg zu Rabbi Dow Ber und fragte ihn, wie man den Rat unserer Weisen befolgen und einen Segen sprechen könne, wenn man schlechte Neuigkeiten höre, so wie man gute Nachrichten segne. Rabbi Dow Ber riet ihm, zu Rabbi Suscha zu gehen, der werde ihm antworten.

Also besuchte Rabbi Schmelke den kranken und armen Rabbi Suscha. Als er seine Frage stellte, war Rabbi Suscha überrascht und antwortete: “Du hättest jemanden fragen sollen, dem es schlecht geht, G-tt verhüte es. G-tt sei Dank ist mir in meinem ganzen Leben nur Gutes widerfahren!”

Das war die Antwort für Rabbi Schmelke. Wir sollen uns über unser Schicksal so freuen, dass wir es gar nicht merken, wenn es hart ist. Genau so lebte Rabbi Suscha.