Wenn Sie eben erst eine Tora bekommen und noch nie in ihr gelesen haben, helfen Ihnen die folgenden einfachen Richtlinien, aus diesem Schatz den größten Nutzen zu ziehen.
- Die Tora war ursprünglich eine Schriftrolle, und Sie können heute noch von jeder Textstelle, die Sie lesen, Weisheit und Trost empfangen. Und wenn Sie am Ende sind, können Sie von vorne beginnen und sogar in Abschnitten, die Sie bereits gelesen haben, immer etwas Neues finden. Das hört nie auf.
- Wenden Sie die Tora auf Ihr Leben an. Nehmen wir den Wochenabschnitt Ki Teze als Beispiel dafür. Er ist ein Teil des Buches Deuteronomium oder Dwarim, das zu den fünf Büchern der Tora gehört. Seien Sie unbesorgt, wenn Sie mit dem Hebräischen Schwierigkeiten haben – es gibt Übersetzungen in vielen Sprachen. Ki Teze bedeutet „Wenn du fortgehst“. Ein passender Anfang, nicht wahr?
Gemeint ist, dass wir in einen Kampf gegen Feinde ziehen. Das kann ein Krieg sein, denn auch davon berichtet die Tora manchmal. Aber hier zeigt sich schon das Wunder der Tora: Sie spielt auch auf die vielen Kämpfe des Lebens an. Der „Kampf“ ist also eine Metapher. Solche Metaphern finden Sie überall in der Tora, und mit der richtigen Einsicht können Sie diese Metaphern als Richtschnur benutzen, um Ihr ganzes Leben zu verbessern. Der zweite Teil des Satzes lautet: „Dann wird der H-rr, dein G-tt, sie in deine Hände geben.“ Verstehen Sie? Wenn Sie sich in einem Konflikt befinden, hilft Ihnen G–tt, ihn zu lösen. Wie? Nun, dazu bedarf es einer längeren Antwort, und wir finden sie in den vielen Teilen und auf den vielen Ebenen der Tora.
- Sie können jederzeit jeden Abschnitt aufschlagen. Man kann die Tora von vorne nach hinten lesen, aber auch „zufällige“ Worte, Sätze oder Absätze auswählen und einen Sinn darin finden. Legen wir einmal den Finger auf Vers 24 in Kapitel 23 von Ki Teze: „Was deine Lippen sprechen, sollst du einhalten und tun, so wie du es dem H-rrn, deinem G-tt, freiwillig gelobt hast, wie du es mit deinem Mund gesprochen hast.“ Das klingt sehr vernünftig: Wir sollen unsere Versprechen halten. Bei näherem Hinsehen entdecken Sie aber noch mehr in diesem Vers: „Freiwillig“ bedeutet, dass Sie zu dem Versprechen nicht gezwungen wurden. Ein gutes Argument. Und „mit deinem Mund gesprochen“ bedeutet, dass es noch andere Wege gibt, etwas zu versprechen: schriftlich, durch Stillschweigen und sogar durch eine Geste. Hier geht es nur um das gesprochene Wort. Interessant.
- Manche Metaphern passen scheinbar nicht auf unser modernes Leben. Was sollen wir zum Beispiel mit „Du sollst einen Edomiten nicht hassen, denn er ist dein Bruder“ anfangen? Wo sind die Edomiter? Aber wenn Sie ein wenig nachdenken, merken Sie, dass damit auch „der Nächste“ gemeint ist, denn die Edomiter waren ein Nachbarstamm Israels. Wir gehören also alle zusammen und dürfen einander nicht hassen. Doch es geht noch weiter: Wir sollen auch „die Ägypter“ nicht hassen. Ägypter gibt es heute noch, und wir haben immer noch Streit mit ihnen. Aber Hass trägt nicht zur Lösung der Konflikte bei, wie wir am Anfang des Wochenabschnitts gelernt haben.
Verstehen Sie das Prinzip? Dann sind Sie bereit, in die Tora einzutauchen. Angenehme Lektüre!
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