„Und der Ra’a und der Aja und der Daja, ein jeglicher nach seiner Art“ (14:13).

Frage: Rashi erläutert, dass es sich nicht um drei verschiedene Vögel handelt, sondern um einen Vogel mit drei unterschiedlichen Namen. Was bedeuten diese?

Antwort: Das Wort „Ra’a“ erinnert ans Sehen. Wir lesen, Ra’a könne „in Babylon (einem Tal) sitzen und ein Aas im Lande Israel sehen“ (Chulin 63b). Dieser Vogel ist unrein, weil er sein vorzügliches Sehvermögen benutzt, um das Negative zu sehen und Fehler zu finden.

Viele Menschen entdecken die Fehler der anderen leicht, aber sie übersehen ihre eigenen Schwächen. Eine Hausfrau beklagte sich einmal bei ihrem Dienstmädchen – die Wohnung sei nicht sauber und nicht gut abgestaubt. Das verdutzte Mädchen errötete, denn alles war blitzblank. Also sagte sie zur Hausherrin: „Madame, ich glaube, der Staub ist auf den Gläsern Ihrer Brille.“ Die Frau nahm die Brille ab, und sah, dass die Gläser tatsächlich mit Staub bedeckt waren.

Der zweite Name des Vogels, Aja, bedeutet „wo“. Dieser Vogel ist sehr schlau. Er lässt sich nicht fangen und hüpft von einem Versteck zum anderen. Darum murmelt der Jäger: „Aja“ („Wo ist er, und wie kann ich ihn fangen“)?

Zahllose Menschen spielen dieses Versteckspiel. Wenn ein Mitmensch oder ein wichtiges Projekt Hilfe benötigt, sind sie unauffindbar. Diese „Vögel“ wollen sich nicht an Gemeinschaftsprojekten beteiligen und verstecken sich lieber. Selbst wenn sie versprechen, am Minjan oder an einem Schiur teilzunehmen, kommen sie nicht, und die anderen fragen: „Aja“ („Wo sind sie“)? Die Torah rügt dieses Verhalten und nennt es „unrein“.

„Daja“ ist der dritte Name. Er klingt wie „daja“, das „genug“ bedeutet. So sprechen Leute, die meinen, sie hätten mehr als genug gegeben: „Daja! Es gibt heutzutage viel zu viele Aufrufe, Aufgaben und Kampagnen. Es reicht!“

Ein Jude ist „rein“, wenn er
1. die Welt mit „guten Augen“ sieht,
2. sich an gemeinschaftlichen Projekten im Sinne der Torah beteiligt und
3. immer mit dankbarem Herzen und großzügig spendet.