Obwohl die Zahl der Juden in der Welt bestenfalls gleich bleibt, vielleicht sogar abnimmt, deutet ein überraschender Trend auf das Gegenteil hin: Das Interesse an koscherer Nahrung nimmt seit Jahren zu.
Die wachsende Zahl frommer Juden ist dafür nur zum Teil verantwortlich. Ein weiterer Grund ist der Wunsch von Nichtjuden, koscher zu essen. Die Zahl der Kunden, die in Supermärkten nach Kaschrut suchen, dürfte sich in den nächsten Jahren verdoppeln!
Ist das Neugier? Nicht, wenn wir an das Bild denken, das der Begriff “koscher” wachruft. Die Menschen sind heutzutage aus gutem Grund misstrauisch, was die Qualität des Fleisches angeht, und sie fühlen sich sicherer, wenn ein Experte (der einer höheren Macht gehorcht) auf den richtigen Umgang mit dem Fleisch achtet.
Außerdem erinnert uns das Wort “koscher” seit langer Zeit an etwas Gutes und Anständiges. Darum sagt der Detektiv im Fernsehkrimi: “Irgendetwas ist hier nicht koscher!”
Natürlich gibt es auch Leute, die behaupten, Kaschrut sei altmodisch und unnötig: “In der alten Zeit war das angebracht. Es war ein Schutz vor unreinen Tieren. Aber heute brauchen wir das nicht mehr.”
Diese Leute haben nichts verstanden.
Im Wochenabschnitt Reeh bereitet Mosche das Volk auf den Einzug ins Gelobte Land vor, indem er viele Gesetze aufzählt, die es befolgen muss – über den G-ttesdienst, die Regierung, das Strafrecht, das häusliche Leben und so weiter. Mosche erklärt genau, welche Tiere koscher sind: Tiere mit gespaltenen Hufen, die wiederkäuen; Fische mit Flossen und Schuppen; Vögel, die keine anderen Vögel fressen.
Geht es dabei um Sauberkeit? Vielleicht. Aber wenn wir annehmen, dass G–tt diese Gebote für alle Zeiten erlassen hat, wissen wir, dass noch viel mehr im Spiel ist. Koscher essen heißt, eine rituelle Ordnung einhalten, gehorsam sein und sich identifizieren — zum Zeichen dafür, dass wir den Willen G–ttes achten. Er will etwas von uns. Außerdem verbessern wir dadurch unser tägliches Leben, und das kann nie schaden.
Die Leute, die nach koscheren Nahrungsmitteln suchen, wollen also mehr als sorgfältige Zubereitung. Sie fühlen sich wie wir von Ordnung und Achtsamkeit im Leben getröstet. Das ist eine weitere wohlschmeckende Zutat der Tora.
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