Wenn wir über das Gebet diskutieren, vergessen wir manchmal einen seiner Hauptzwecke: dass wir um etwas für uns bitten. Warum ist das so? Wenn Sie aufrichtig sind, dürfen Sie den H-rrn durchaus um Hilfe bitten.
Es wird auch oft übersehen, dass die Tora, die irrigerweise als patriarchalischer Text dargestellt wird, in Wahrheit die treibende Kraft war, als es galt, die Bedeutung der Frau herauszustellen. Dadurch änderte sie die kulturellen Einstellungen für immer.
Diese beiden Ideen begegnen uns diese Woche, wenn wir Pinchas lesen. Der H-rr befiehlt Mosche, das Volk zu zählen und dann das Land gemäß den Regeln des Erbrechts aufzuteilen.
Die fünf Töchter von Zelafchad fürchteten, man werde sie übergehen, weil damals Söhne bevorzugt wurden. Darum sagten sie zu Mosche: „Unser Vater starb in der Wüste, und er gehörte nicht zu jenen, die sich gegen G–tt auflehnten. Aber er hat keine Söhne. Darum gibt uns das Land.“ Ihrer Meinung nach hatten sie ebenso viel Recht auf das Land wie die Söhne.
Aus irgendeinem Grund ist Mosche überrascht. Er wendet sich an G–tt, und der sagt unmissverständlich: „Die Töchter des Zelefchad haben recht. Du sollst ihnen ein Stück Land geben.“ Damit war der Fall erledigt.
Das ist in mehrfacher Hinsicht erstaunlich. Es widerspricht der damaligen Auffassung, dass Männer bevorzugt wurden, wenn es um ein Erbe ging. Insofern ist es ein Präzedenzfall, der andere Kulturen beeinflusste und bis heute nachwirkt. Außerdem bekräftigt diese Geschichte symbolisch das Recht der Frauen auf einen Anteil am Heiligen Land.
Zudem stellt sich hier die subtilere Frage nach unseren Rechten unter dem Gesetz G–ttes. Die Weisen fragen: Warum hat G–tt gewartet, bis jemand sich beklagte, anstatt in diesem Fall sofort Recht zu sprechen? Warum hat er Mosche nicht schon auf dem Berg Sinai darauf hingewiesen?
Die Antwort lautet: G–tt hat den Status quo geändert, weil Zelafchads Töchter deutlich zu verstehen gaben, dass sie beteiligt werden wollten. An diesem Punkt schrieb er ein Kapitel in die Tora, in dem sie „den wahren Frieden und das wahre Erbe“ der Tora und unseres Landes erhalten.
Wenn wir G–tt um Hilfe bitten, erklären wir gleichzeitig, dass wir ein Teil des Ganzen sein wollen: ein Teil der Tora, der Mizwot, des Friedens und des Erbes, das uns am Sinai verheißen wurde. Die Verheißung wartet auf uns alle – aber wir werden nur daran beteiligt, wenn wir den ernsten Willen dazu bekunden.
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