Es ist nicht schwer, Kinder zu lieben, vor allem die eigenen. Kleine Kinder sind süß und verletzlich, und in ihnen ruht ein unglaubliches Potenzial. Während sie sich entwickeln, entdecken wir in ihnen überaus sympathische und erstaunliche Züge (selbst wenn sie anderen auf die Nerven gehen). Probleme gibt es nur, wenn wir unsere Liebe angemessen ausdrücken wollen.

„Iss deinen Brokkoli!“ — „Ich will ihn nicht!“

„Er ist gut für dich.“

„Kann ich gleich den Nachtisch haben?“

„Zuerst isst du dein Gemüse!“

„Aber Mama, ich hasse Gemüse!“

„Hör zu ... der Brokkoli sagt, er will in deinen Bauch.“

„Ich höre nichts.“

„Also ... welches Gemüse willst du?“ (Das ist eine flexible, moderne Mama.)

„Gar keines! Ich will den Nachtisch!“ (Jammern und Tränen folgen.)

Kriegt das Kind den Nachtisch? Hoffentlich nicht. Aber der Drang, nett zu sein und nicht als Rabenmutter zu gelten, ist stark. Auch G–tt will, dass wir glücklich sind, jedoch nicht auf Kosten unserer spirituellen Gesundheit.


Darum gibt es Regeln, wie der Wochenabschnitt Acharej uns gleich zu Beginn klarmacht. Er geht noch einmal auf ein Ereignis ein, das vor zwei Wochen in Schmini erzählt wurde: Aarons zwei Söhne wurden im Heiligtum von einem „seltsamen Feuer“ verzehrt, als sie opfern wollten. Ihr Tod gilt zwar als ehrenhaft, weil sie gute Absichten hatten, aber er bedarf der Erklärung.

Nach chassidischer Lehre umfasst die Liebe zu G–tt sowohl Razo (den Wunsch, mit Ihm eins zu sein) als auch Schuw (das Versprechen, Ihm eine Wohnung auf Erden zu bereiten). Aarons Söhne hatten gesündigt, weil sie so sehr Razo pflegten, dass sie im Alltag Schuw vernachlässigten. Mit ihrem „seltsamen“ und ungefragten Opfer rannten sie begeistert auf G–tt zu, um ihm näher zu sein – und deshalb konnten sie ihren g-ttlichen Auftrag nicht mehr erfüllen.

Wenn wir uns zu sehr bemühen, anderen alles recht zu machen – Kindern, Freunden usw. -, werden auch wir einseitig. Wir halten Regeln für weniger wichtig als die Zufriedenheit eines Menschen, der die Regeln nicht einhalten will. Das ist ebenso falsch wie das Veralten, das Aarons Söhne an den Tag legten, weil wir dadurch unsere Seele verleugnen.

Die Mizwot sind klar und unerbittlich. Sie zeigen uns, was richtig oder falsch, gut oder böse ist. G–ttes Botschaft an uns ist höchste Liebe, und damit wir rechtschaffen werden, gibt er uns Gebote, die uns rechtschaffen machen. Also: Iss deinen Brokkoli!