Ist es nicht überraschend, daß die Eltern in vielen Ländern für ihre Kinder nicht nur “moderne” Namen aussuchen, sondern auch Namen wählen, die wir aus der Bibel kennen - zum Beispiel Sara, David, Jonathan, Rachel und Daniel?

Einerlei, ob das bewußt geschieht oder nicht, diese Namen folgen einer Tradition, die besonders für die jüdische Gemeinschaft und vielleicht auch für andere wichtig ist. Wir haben ein spirituelles Erbe übernommen, eine goldene Kette, die Tausende von Jahren zurück reicht. So wie unsere Seele “ein wahrer Teil G-ttes” sind, so haben wir eine Art metaphysische DNS von Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob, Lea und Rachel geerbt.

Was geschieht, wenn Sie ein vertrautes Gesicht sehen? Denken Sie an die letzte Beleidigung, an unangenehme Eigenschaften? “Sie zahlt nie ihren Anteil am Essen”, oder: “Er raucht wie ein Schornstein.” Oder sehen Sie das Gute, das Potential, den Abraham oder die Sara in diesem Menschen?

Wir können nicht alle ein Mosche sein, wenn es um Nächstenliebe geht. Aber wir sollten den Beginn dieses Wochenabschnittes im Auge behalten. In Wajikra, dem Anfang von Levitikus, heißt es: “Und der H-rr rief Mosche und redete mit ihm.” Zuerst rief er ihn, dann sprach er mit ihm. Das soll nicht heißen, daß Mosche sich der Gegenwart G-ttes nicht stets bewußt gewesen wäre - sie ist schwer zu übersehen! Aber G-tt rief ihn und zeigte damit seine Liebe nicht nur für ihn, sondern für das ganze Volk, deren Oberhaupt Mosche war. G-tt rief Mosches Seele.

Diese einfache Gewohnheit - das Spirituelle in einem Menschen zu sehen, dem Sie begegnen - hat enorme Folgen. Betrachten wir es einmal anders: Jeder Jude ist ein lebendes Wunder. Von Haman über Hitler bis Hamas sind alle Versuche gescheitert, unser kleines Volk auszulöschen, und sie werden immer scheitern. Wissen Sie warum? Sie wissen es. In einem größeren Sinne ist jeder Mensch ein Wunder. Die ungeheure Leere und Unwirtlichkeit des Universums sprechen dagegen, daß Geschöpfe wie wir ständig geschaffen werden. Dennoch sind wir da.

Aber wir brauchen keine kosmischen Maßstäbe anzulegen, um uns zu wundern. Wissenschaftler werden von Ehrfurcht ergriffen, wenn sie über unsere Existenz nachdenken, und obwohl sie intelligentes Leben anderswo im Weltraum für möglich halten, werden sie sehr erstaunt sein, wenn sie eines Tages mit diesen “anderen” sprechen.

Wenn Sie also wieder einen Menschen auf sich zukommen sehen, denken Sie nicht an den Nudnik, Schlemeil oder Schmegegge in ihm. Blicken Sie in das Erbe, das er symbolisiert - dann reden Sie auf einmal mit einem Menschen, der ein Wunder ist.