Kürzlich schrieb ein Jude, der viele Jahre nach seiner Identität gesucht hatte, ein Buch. Als er jung war, reiste er nach Indien wie viele andere junge Leute im Westen, die sich für die Religionen des Ostens begeisterten.
Das war vielleicht amüsant für ihn und erweiterte sein Wissen, aber es enthüllte ihm nicht sein inneres Selbst. Darum besuchte er einen Rabbiner in seiner Heimatstadt, der Meditation und die Kabbala lehrte (eine alte mystische Tradition des Judentums).
Doch erneut verspürte der Mann ein Bedürfnis nach mehr Erleuchtung und setzte seine Suche quer durch die USA fort. Er studierte bei mehreren Rabbiners, die unterschiedliche Rituale und Praktiken lehrten, um das G-ttliche zu erfahren.
Obwohl der Autor immer skeptisch blieb, probierte er alle diese ungewöhnlichen Methoden aus – sogar eine Art “Urschrei-Gebet”, das verdrängte Gefühle befreien soll (probieren Sie es nicht am Arbeitsplatz aus!).
Eines Tages hatte der Mann zu Hause eine Offenbarung, als er und seine Frau die Utensilien für Pessach aus dem Schrank holten und ordneten. Plötzlich erkannte er, wie klar der Weg des Halacha (des Gesetzes) ist. Er sah, dass die tägliche Ordnung und Struktur im Gegensatz zu den Methoden steht, die er ausprobiert hatte. Und er verstand, wie das moderne Judentum überleben kann: indem wir den Menschen helfen, das G-ttliche im täglichen Leben zu finden.
Das lehrt das Judentum seit Jahrhunderten! Der Wochenabschnitt Matot-Masej berichtet am Ende von “all ihren Reisen” – von den Wanderungen der Juden in der Wüste. Der Midrasch nennt diese Periode eine Zeit, in der “das jüdische Volk aus der Finsternis ins Licht ging”.
Der Talmud erläutert, dass jeder Aufenthalt unterwegs als der letzte galt, weil G-tt ihn befohlen hatte. Doch die Wanderungen waren nicht nur geographischer Art, sondern – wichtiger noch – auch spiritueller Natur. Die Juden wuchsen zu einem Volk zusammen, sie lebten mit der Torah und machten sie zu einem Teil ihres täglichen Lebens.
Heute ist dies eine Metapher für uns – kein Reiseführer für endlose Wanderungen, sondern ein Weg zur inneren Erleuchtung. Wenige von uns haben das Geld und die Muße, auf der Suche nach sich selbst Tausende von Kilometern zu fliegen. Das ist aber auch nicht notwendig. Sie sind bereits da – und die Tora ebenfalls! Wenn Sie das G-ttliche nicht im täglichen Leben finden, dann suchen Sie an den falschen Orten.
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