Wenn Sie jemanden, der die Schrift ein wenig kennt, danach fragen, wem es in biblischen Zeiten am schlechtesten ging, lautet die Antwort meist: Job. Er ist der Inbegriff des Leidens. Doch wenn Sie wissen wollen, wer an zweiter Stelle folgt, ist Awraham ein guter Kandidat. Denken Sie nur daran, was der Wochenabschnitt Lech Lecha über ihn berichtet:

Am Anfang befiehlt G–tt dem Awram (vor seinem Namenswechsel), sein Haus, sein Dorf, seine Freunde und seinen Metzger an der Ecke zu verlassen und mit seiner Frau und seinem Neffen Lot fortzuziehen — mit unbekanntem Ziel. „Weg mit dir!“ ist alles, was er hört.

Als er in Ägypten ankommt, wird Sara in den Palast des Pharaos gebracht, und Awram bekommt seine Frau nur mit Mühe wieder und entgeht der Rache des Königs nur knapp.

Schließlich besitzen Avram und Lot einigen Reichtum und Vieh; aber sofort fangen ihre Hirten Streit an. Die Familie spaltet sich, damit die Hirten einander nicht mehr beschimpfen und mit Speeren bewerfen können.

Kaum ist dieses Problem gelöst, befinden sich alle mitten in einem Krieg zwischen den benachbarten Königen. Amraphel, Arioch, Chedorlaomer und Tidal kämpfen gegen Bera und Birscha. (Wo regieren Bera und Birscha? In Sodom und Gomorra. Die Namen dieser Städte lassen uns ahnen, dass weiterer Ärger ins Haus steht.)

Zwischendurch herrscht wieder Frieden, aber Awram bekommt keine Ruhepause. Die kinderlose Sara fordert ihn auf, ein Kind mit Hagar, einer Magd, zu zeugen. Er tut es, und was geschieht? G-tt beschließt, dass Sarah im Alter von 90 Jahren fruchtbar werden soll.

Nun kommen wir zum Bund. Um der erste Jude und der Urvater eines großen Volkes zu werden, muss Awraham (so heißt er jetzt) sich selbst beschneiden — obwohl er 100 Jahre alt ist!

Raue Zeiten, nicht wahr? Aber warum jammert Awraham nicht? Warum beklagt er sich nie und stellt G-ttes Befehle nie in Frage, wie Mosche es tat? Er akzeptiert. Und er teilt diese Hingabe mit Job. Beide verstehen nämlich, dass wir G-ttes Wege niemals verstehen können. Einerlei, ob wir fügsam oder widerspenstig sind — beides steht uns frei —, letztlich müssen wir uns alle dem g-ttlichen Willen unterwerfen.