In Bamidbar diese Woche spricht G–tt zu Mosche: „Das Lösegeld von den zweihundertdreiundsiebzig Erstgeborenen der Kinder Israel, die über der Zahl der Leviten sind, sollst du je Haupt fünf Schekel nehmen.“
Dies ist ein weiteres Beispiel für die Sitte, Seelen zu lösen, die im Grunde „geliehen“ sind. Anders gesagt: Seelen sind ein echter Teil G–ttes, der in uns wohnt. Es geht also hier darum, für dieses wertvolle Instrument eine „Miete“ zu zahlen.
Warum aber Schekel? Warum nicht ein Opfer, wie es in vielen anderen Fällen dargebracht wird? Warum kein Gebet? Vielleicht deshalb, weil Schekel wie jede Währung keinen eigenen, inneren Wert haben. Metalle (heute auch Papiergeld) haben nur den Wert, den wir ihnen symbolisch beimessen. Wer ein Tier opferte, musste darauf verzichten, es zu essen und aus seiner Haut Kleider zu machen. Ein Gebet ist ein spirituelles Opfer, bei dem wir demütig versprechen, G-ttes Wort zu gehorchen. Aber ein Schekel ist nur ein Schekel.
Einen Schekel zu geben, hat eine ganz andere Bedeutung: Wir lösen eine Bindung, wir geben unsere Abhängigkeit von der materiellen Lüge auf, mit der wir jeden Tag leben. Diese Lüge behauptet, wir seien so und so viel Geld „wert“, je nachdem, wie viel wir angehäuft haben. Das ist eine wichtige Erkenntnis. Wenn die Juden fünf Schekel für einen Erstgeborenen gaben, wollten sie also nicht für eine Seele bezahlen, sondern sich von der Last einer Illusion befreien. Das taten sie, kurz nachdem sie von der Knechtschaft befreit wurden. Die Fähigkeit, eine solche Summe zu zahlen, war zugleich ein Zeichen der Befreiung von der Sklaverei und von den Fesseln der „Dinge“.
Knechtschaft gibt es heute noch. Extreme Armut und der Zusammenbruch ganzer Nationen haben dazu geführt, dass wieder Menschen verkauft werden. Aber wenn Sie dies lesen, sind Sie sehr wahrscheinlich nicht davon betroffen. Sie müssen sich nur über die Fesseln Gedanken machen, die Ihre Schekel Ihnen anlegen. Wollen Sie mehr Geld haben, als Sie brauchen? Sind Sie bereit, sich von solchen Fesseln zu lösen? Wie groß ist das Opfer, wenn Sie auf einen Teil dessen verzichten, was Volkswirtschaftler so treffend „frei verfügbares Einkommen“ nennen?
Diskutieren Sie mit