Benni hielt eine kleine Tora-Rolle in der einen Hand und mit der anderen Hand fasste er die Hand seines Vaters. Es war Simchat Tora und beide waren gerade auf dem Weg in die Synagoge. "Papa, heute werde ich keinen Chumasch brauchen, um der Tora-Lesung in der Synagoge zu folgen," sagte Benni, "ich kann Paraschat WeSot HaBracha auch in meiner eigenen Tora-Rolle mitlesen."
Benni's Vater lächelte ihn an: "Wirst du denn die Parascha in deiner Tora-Rolle auch finden?"
Benni nickte zustimmend: "Natürlich werde ich sie finden. Das ist doch einfach, schließlich ist es die letzte Parascha der gesamten Tora!"
Benni musste gerade über das ganze Singen und Tanzen nachdenken, das sie in der Synagoge erwarten würde, und fragte: "Papa, warum lesen wir die letzte Parascha der Tora denn ausgerechnet heute, anstatt an einem anderen Tag?"
"Was für einen anderen Tag stellst du dir denn vor?" fragte Benni's Vater zurück.
"Schawuot natürlich," antwortete Benni, "denn an Schawuot haben wir schließlich die Tora erhalten."
"Dies ist ein guter Einwand, Benni. Tatsächlich feiern wir mit der Tora an beiden Tagen, an Simchat Tora und an Schawout, jedoch an jedem der beiden Tage auf eine andere Weise. Was denkst du, was ist das Wichtigste von Schawuot?"
Benni dachte nach: "Nun, als G-tt uns die Tora gab, sagte das jüdische Volk 'Naaseh Wenischma'. Das Volk versprach G-tt, die Mitzwot zu erfüllen sowie die Tora zu lernen."
"Genau!" lobte der Vater, "an Schawuot konzentrieren wir uns auf das, was in der Tora geschrieben steht. Wir sind glücklich darüber, die Tora studieren und nach ihr leben zu können. An Simchat Tora jedoch, feiern wir die Tora selbst. Wenn wir mit der Tora tanzen, ist sie zusammengerollt, mit einem Gartel zusammengebunden sowie mit einem Mantel bedeckt. Dies bezeugt unsere Verbundenheit mit der Tora auf einer viel tieferen Ebene - einer Ebene, die über unseren Verstand hinaus geht und die von G-tt als Sein innerstes Wesen bezeichnet wird.
"So habe ich es noch nicht gesehen," sagte Benni.
"Da ist noch mehr," fuhr der Vater fort, "Simchat Tora ist ein Tag, an dem wir echte Ahawat Israel (Nächstenliebe) verspüren. An diesem Tag empfinden wir uns alle als gleichwertig, da wir alle mit einer geschlossenen Tora-Rolle tanzen."
"Jetzt verstehe ich," rief Benni aus, "an Schawuot feiern wir das, was in der Tora geschrieben steht - also, was wir lernen können, wenn die Tora offen vor uns liegt. Und da manche Menschen mehr lernen können als andere, empfinden wir dabei nicht dasselbe. Wenn die Tora jedoch geschlossen ist, befinden wir uns alle auf gleicher Ebene."
"Und genau das ist es, was Ahawat Israel ausmacht - denn G-tt, die Tora und ein Jude bilden eine Einheit," sagte der Vater, "und wir sind nicht die Einzigen, die sich darüber freuen. Dieser Feiertag wird Simchat Tora genannt, nicht nur weil wir uns an der Tora erfreuen, sondern weil die Tora sich selbst mit uns freut."
"Die Tora ist so glücklich, dass sie tanzen möchte, sie hat jedoch keine eigenen Beine dazu. Wenn jedoch ein Jude tanzt und dabei eine Tora-Rolle nah an sein Herzen hält, werden seine Beine zu denen der tanzenden Tora."
(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band IV, Simchat Tora)
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