Die dieswöchige Parascha erzählt von der Versklavung des jüdischen Volkes in Ägypten. Der Wochenabschnitt beginnt jedoch mit, "We'eleh Schmot Bnei Israel Habo'im Mitzraima" - "Dies sind die Namen der Kinder Israel, die nach Ägypten kamen."
Schon bevor sie versklavt wurden, betraten die Kinder Israel die Welt der Galut (des Exils). Wenn ein Jude das Land Israel verlässt und nach Ägypten zieht, befindet er sich bereits in der Galut. Er kann unmittelbar den Unterschied zwischen Eretz Israel und Ägypten spüren.
Stellen wir uns doch einmal vor, wir würden uns ebenfalls auf dieser Reise befinden und wären gerade in Ägypten angekommen. Wir könnten vielleicht Zeugen des folgenden Gesprächs zwischen zwei jüdischen Neuankömmlingen sein:
"Ist das vielleicht heiß hier! Regnet es in diesem Land eigentlich irgendwann einmal? Ein Regenschauer würde zumindest die Luft etwas abkühlen und für ein wenig Frische sorgen."
"Nein, leider nicht! Es regnet so gut wie überhaupt nicht in Ägypten."
"Kein Regen?! Wie können dann überhaupt Feldfrüchte heranwachsen?"
"Wie? Durch den Nil natürlich."
"Durch einen Fluss? Du meinst, die Menschen schleppen Eimer voll Wasser vom Fluss auf die Felder? Das würde doch Ewigkeiten dauern!"
"Überhaupt nicht. Der Nil tritt regelmäßig über seine Ufer und schwemmt Wasser durch lange Bewässerungskanäle auf die Felder. Die Menschen hier sind auf den Fluss angewiesen, um Landwirtschaft betreiben zu können."
"Welch ein Unterschied zwischen diesem Land und Eretz Israel! Der Regen, der die Felder in Israel bewässert, kommt vom Himmel. Wir Juden richten daher unseren Blick stets aufwärts zu G-tt, um für Regen zu beten. Hier in Ägypten, schauen die Menschen hinab auf einen Fluss, auf den sie angewiesen sind, um sich zu ernähren. Kein Wunder also, dass sie den Nil als eine Gottheit verehren."
* * *
Die Einwohner Ägyptens sahen sich als vollkommen abhängig vom Nil. Sie blickten daher stets auf jene Naturgewalt hinab. In der Galut empfinden aber auch viele von uns so. Es ist jedoch ein grundlegender Fehler, sich von Naturgewalten abhängig zu fühlen.
Die Wahrheit ist vielmehr - und daran sollten wir alle fest glauben - dass G-tt alles beherrscht und kontrolliert, einschließlich der Natur. Wenn wir zum Himmel aufschauen und G-tt um Regen und Wasser für unsere Felder bitten, erinnern wir uns selber daran, dass unsere Nahrung, wie auch unser Leben generell, allein von Ihm abhängig ist.
(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band VI, Schmot)
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