Die Menora, der allen bekannte siebenarmige Leuchter, ist nicht nur ein religiöses Zeichen des jüdischen Volkes, sondern symbolisiert auch das Volk Israel in seiner Gesamtheit.1 Ihre sieben Arme stehen für sieben verschiedene, allgemeine Menschentypen im Volk. Ihr Zünden symbolisiert das Entzünden des Lichtes der g-ttlichen Seele in jedem von uns. An jedem Juden liegt es sein inneres Licht, aber auch das seines Nächsten – die Liebe zu G-tt und seinem Mitmenschen – zu zünden.

Die Menora konnte nur im Hejchal, einem besonderen Ort im Tempel, gezündet werden. Es gab noch weitere heilige Orte im Tempel, weniger heilige und heiligere als den Hejchal; das Zünden der Menora aber fand ausschließlich im Hejchal statt, denn ihrer Heiligkeit war nur dieser Ort angemessen.

Dem Menschen entsprechend

Dies lehrt uns, wie wir das g-ttliche Licht in uns und unserem Nächsten zu entfachen haben: Der Mensch hat sein Licht auf jener Stufe zu zünden, die seinen Möglichkeiten angemessen ist. Er kann sich nicht mit einer Stufe zufrieden geben, welche nicht seinen Talenten und seinem Können im Dienste G-ttes entspricht. Womöglich behauptet er, dass von anderen jener hohe Grad an Mitzwot und guten Taten nicht gefordert wird. Doch jedem sind andere Möglichkeiten gegeben, und somit ist die Erwartung an jeden unterschiedlich, aber seiner angemessen.

So wie die Menora nur im Hejchal gezündet werden konnte und nicht an einem weniger heiligen Ort, soll der Mensch den höchsten Grad an Heiligkeit erreichen, seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechend.

Dies drückt sich durch ein Gebet in größerer Konzentration, ein Thorastudium in breiterem Rahmen und ein Erfüllen der Mitzwot auf höherem Niveau aus. Allein die Tatsache, dass man auf eine gewisse Stufe steigen kann, ist der allerbeste Beweis dafür, dass dieser Aufstieg gefordert wird. G-tt erwartet von dem Menschen nicht mehr als die ihm verliehenen Fähigkeiten, aber auch nicht weniger.

Die Lehre der Chassidut

Die Forderung alle uns gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen, bezieht sich nicht nur auf den Einzelnen, sondern auch auf jede Generation. Viele sehen keine Notwendigkeit im Studieren der Lehre der Chassidut (der inneren Dimensionen der Thora) mit der Begründung, dass auch in vergangenen Generationen Juden aufrichtig auf den Wegen G-ttes wandelten ohne die Lehre der Chassidut angetastet zu haben.

Darauf argumentiert unser Wochenabschnitt: Du musst deine dir gegebenen Möglichkeiten ausnützen! In vergangenen Generationen reichte den Juden der Dienst an G-tt auch ohne die Lehre der Chassidut. Aber nachdem sie durch den Baal Schem Tow per g-ttlicher Weisung offenbart wurde, ist dies selbst ein Beweis für die Forderung an die Generationen nach ihm die Lehre der Chassidut zu studieren, um ihre Möglichkeiten auszuschöpfen ein höheres Level der Heiligkeit zu erreichen.

Zwei Lichter

Einen Hinweis darauf finden wir in den Lichtern der Menora. An ihren Flammen sah man ein stärkeres Feuer, welches näher zum Docht brannte, und ein helleres Licht, das nach oben stieg. So auch verhält es sich mit der Thora: Das an den Docht gebundene Feuer symbolisiert die „offenkundige Thoralehre“ (Talmud, Mischna usw.), welche von der materiellen Welt handelt (wie das Feuer an den Docht gebunden ist); aber dann gibt es auch die „verborgene Lehre der Thora“, die uns den spirituell-g-ttlichen Aspekt der Welt offenbart, so wie die hellere Flamme des Lichtes nach oben (in geistige Welten) steigt.

Das g-ttliche Licht in uns kann nur dann „ordentlich“ leuchten, wenn es sowohl aus der an den Docht gebundenen als auch aus der helleren Flamme besteht. Die Lehre der Chassidut ist heilendes Mittel für die zahlreichen Verführungen in unserer Generation und hilft einen klaren Kopf und ein reines Herz zu bewahren – die Grundelemente für die Schaffung eines gesunden Verhältnisses mit dem Schöpfer und den Mitmenschen.

Außerdem ist das Studieren der inneren Dimensionen der Thora eine Vorbereitung für die vollkommene Erlösung, in der die inneren Dimensionen der Schöpfung und selbst die des Schöpfers offenbart werden!

(Likutej Sichot, Band 2, Seite 318)