Die dieswöchige Parascha beginnt mit: "Ihr steht heute alle vor G-tt ... eure Stammesfürsten, eure Ältesten, eure Beamte, alle Männer Israels, eure Kinder und eure Frauen ... um einen Bund mit G-tt zu schließen."
Was ist eigentlich der Zweck eines Bundes? Er lässt sich sehr gut am Beispiel des Ehebundes verdeutlichen: Zwei Menschen, die sich emotional stark zueinander hingezogen fühlen, beschließen, gemeinsam eine Familie zu gründen. Gleichzeitig sind sie sich aber dessen bewusst, dass sich das momentane Hochgefühl mit der Zeit auch abschwächen kann, weil menschliche Emotionen eben grundsätzlich Schwankungen unterliegen. Sie schließen daher einen Bund miteinander, der sie gegenseitig über alle Emotionen hinaus verpflichtet. Dieser Bund bewahrt ihre Verbindung und somit die Existenzgrundlage der Familie - auch in Zeiten, in denen die alltäglichen Herausforderungen der Partnerschaft schwerer zu wiegen scheinen, als das Gefühl der gegenseitigen Zuneigung.
Paraschat Nizawim wird stets am Schabbat vor Rosch HaSchana gelesen, weil jedes Jahr zu Rosch HaSchana der Bund zwischen G-tt und dem jüdischen Volk erneuert wird. An Rosch HaSchana stehen wir alle vor G-tt. An diesem Tag werden wir uns unserem G-ttlichen Inneren bewusst, die inhärente Verbindung zwischen G-tt und dem jüdischen Volk tritt zum Vorschein. Auf dieser Grundlage wird der Bund zwischen G-tt und uns für ein weiteres Jahr erneuert und bekräftigt, einschließlich der unvermeidlichen Zeiten, in denen unser Gefühl der Verbundenheit mit G-tt entweder verschiedenen Herausforderungen unterliegt oder einfach nicht so präsent ist wie an diesem besonderen Tag.
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