Die Doppelparascha Matot-Masej fällt genau in die drei Wochen, in denen wir der Zerstörung der beiden Tempel gedenken sowie die Galut (bzw. das Exil) beklagen. Unsere Weisen sel. A. lehren uns diesbezüglich, dass die Zerstörung des zweiten Tempels sowie das daraus resultierende Exil, in dem wir uns heute noch befinden, im Wesentlichen von einer Sünde herrührt - nämlich von Sinat Chinam, d. h. von grundlosem Hass sowie Missgunst untereinander.
Paraschat Matot-Masej entnehmen wir die Mizwa, Krieg gegen Midjan zu führen. Dies war übrigens auch die letzte signifikante Aufgabe, die Moses von G-tt übertragen bekommen hat.
Aus Sicht der chassidischen Erklärer führt der Krieg gegen die sieben Nationen Kanaans letztendlich zu der Schlacht gegen Midjan. Auf jeden Einzelnen von uns übertragen bedeutet dies, die Schlacht gegen die letzten unerwünschten Charaktereigenschaften zu führen, die alle in den sieben Merkmalen unserer tierischen Seele - der Nefesch Behemit - ihre Wurzeln haben. Dies erklärt auch, weshalb der Krieg gegen die sieben kanaanitischen Nationen nicht für den Stamm Levi, sowie nicht für all diejenigen, die sich auf einem vergleichbaren spirituellen Niveau befinden, relevant ist - entsprechend der Anmerkung des Rambam: "Jeden... dessen Geist ihn dazu inspiriert, sich abzusondern und nur G-tt alleine zu dienen" (siehe Rambam zu den Gesetzen, die das Schabbat- sowie das Joweljahr betreffen).
Im Gegensatz hierzu ist der Krieg gegen Midjan ein Kampf gegen einen viel subtileren Feind, der sich in jedem Menschen zu verbergen versteht, selbst in denjenigen, "deren Geist sie dazu inspiriert, sich abzusondern und nur G-tt alleine zu dienen." Folglich hat sich auch der Stamm der Leviten an der spirituell entscheidenden Schlacht gegen Midjan zu beteiligen.
Doch was ist in dem Zusammenhang eigentlich das Subtile und Gefährliche an Midjan, dass es selbst spirituell gefestigte Menschen ins Straucheln bringen kann? Der Chassidismus erklärt hierzu, das Midjan den Mangel an gegenseitigem Respekt und Nächstenliebe repräsentiert - schlimmer noch, Midjan steht für unterschwellige Missgunst, Neid und Verachtung. All diese destruktiven Gefühle rühren letztlich von einer übersteigerten Eigenliebe und Selbstüberschätzung, die eine Person schließlich dazu verleiten kann, anderen grundlos mit feindlichen Gefühlen zu begegnen. Der Kampf gegen solche Empfindungen hat demzufolge höchste Priorität. Diese Schlacht ist letztlich entscheidend dafür, die endgültige Erlösung aus der Galut sowie das Kommen von Maschiach zu beschleunigen!
(Basierend auf Likute Sichot, Bd. 28, S. 344)
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