Die dieswöchige Parascha Jitro ist vielleicht die Bedeutendste der Tora, sie berichtet von der Übergabe der Tora an das Jüdische Volk am Berg Sinai. Erst zu diesem Zeitpunkt wurden die Kinder Israel bzw. die Hebräer, wie sie damals auch genannt wurden, zu Juden.
Es wird in dem Zusammenhang auch von der Offenbarung der 'Asseret HaDibrot' berichtet - d.h. vom Zehnwort beziehungsweise den Zehn Geboten, wie sie zumeist ins Deutsche übersetzt werden. Diese zehn Aussagen enthalten auf den ersten Blick recht unterschiedliche Ebenen an Mizwot. Die erste Aussage, "Ich bin Haschem, euer G-tt", sowie das darauf folgende Verbot der Götzenanbetung stehen offensichtlich auf einer sehr hohen spirituellen Stufe, welche mit der Erkenntnis der Einheit G-ttes in Verbindung steht. Andere Gebote wie "du sollst nicht morden" oder "du sollst keinen Menschen verschleppen" erscheinen hingegen als sehr logische Gebote, deren Einhaltung eine schlichte Grundlage zwischenmenschlichen Zusammenlebens darstellen.
Diese recht unterschiedlichen Stufen von Mizwot wurden unter anderem deswegen in den Asseret HaDibrot vereint, um hervorzuheben, daß mit der Offenbarung der Tora eine Verbindung zwischen den spirituellen, himmlischen Welten und den irdischen Dimensionen etabliert wurde.
Vor der Offenbarung der Tora waren die spirituellen und physischen Welten voneinander getrennte Entitäten. Mit der Übergabe der Tora an das Jüdische Volk wurde diese Trennung aufgehoben. Von diesem Punkt aus wurden wir in die Lage versetzt, durch die Befolgung bzw. Ausübung von Mizwot, buchstäblich Himmel und Erde miteinander zu vereinen.
Unsere Vorväter Abraham, Isaak und Jakob erfüllten bereits viele Mizwot der Tora - die sie als Propheten kannten - vor deren Offenbarung am Berg Sinai; die involvierten physischen Objekte erlangten jedoch hierdurch keine eigenständige Stufe an Heiligkeit. Primäre Absicht bei der Ausführung von Mizwot war für unsere Stammväter vielmehr die, spirituelle Offenbarungen herbeizuführen. Hiermit wurde jedoch nicht bezweckt, daß die Gegenstände selbst, mit denen die Mizwot ausgeübt wurden, Heiligkeit erlangten.
Jedoch seit der Offenbarung der Tora am Berg Sinai hat jede Mizwa, die wir anhand von physischen Gegenständen ausführen - seien es die Lichter für den Schabbat, seien es Tefillin, sei es eine Mesusa - das Potential, selber Heiligkeit zu erlangen oder anders ausgedrückt, die spirituellen, himmlischen Welten mit den physischen, irdischen Dimensionen miteinander zu vereinen.
(Basierend auf Likute Sichot Band 3, S. 887ff)
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