In Paraschat Wajeschew lesen wir davon, wie Josef sich nach den Alpträumen seiner ägyptischen Mitgefangenen erkundigte.
Eine natürliche und verständliche Reaktion seitens Josef auf die unbegründete Einkerkerung durch die Ägypter wäre es, eine tiefe Abneigung allen Ägyptern und insbesondere den ägyptischen Beamten gegenüber zu empfinden. So wäre es auch nur nachvollziehbar, wenn Josef den königlichen Mundschenk sowie den königlichen Bäcker, mit denen er gemeinsam im Kerker saß, verachtet und gemieden hätte.
Josef verhielt sich jedoch genau im Gegenteil davon. Nicht nur, daß Josef keinen Groll gegen die beiden Palastbeamte des Pharao hegte - schließlich waren diese hochrangige Funktionäre des korrupten Regimes, welches ihn unschuldig einkerkerte - Josef sorgte sich sogar um die persönlichen Schicksale dieser zwei Menschen. Josef war derart sensibel für die Lage seiner zwei Zellengenossen, daß er deren Alpträume bemerkte und sich bei ihnen erkundigte: "Warum macht ihr so betrübte Gesichter?" [Bereschit 40, 7].
Wir sehen hier, wie durch einen einzigen Akt von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft, Josef schließlich selbst gerettet wurde und sogar in die Position gelangte, ganz Ägypten vor dem Hungertod zu bewahren.
Dies lehrt uns, wie wichtig es ist, sich 1.) um die Belange anderer zu kümmern, sowie 2.) niemals die Macht auch nur einer einzigen guten Tat zu unterschätzen. Josef's Sensibilität gegenüber den Gefühlen anderer Menschen - selbst solchen, zu deren Mißachtung er allen Grund gehabt hätte - führte letztlich zu der Errettung einer ganzen Generation.
(Basierend auf Sichat Schabbat Paraschat Mikez 5734.)
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