In Paraschat Toldot lesen wir: "Und die Knechte Isaaks gruben im Flußbett und fanden dort einen Brunnen lebendigen Wassers" [Bereschit 26, 19]. Um diesen Brunnen sowie um den nächsten von Isaak gegrabenen Brunnen entbrannte ein Streit mit den Hirten Gerars. Erst um den dritten Brunnen gab es keinen Streit mehr. Der Ramban (Rabbi Moses ben Nachman, 1194-1270) sieht in dieser Erzählung den Verlauf der Geschichte des Jüdischen Volkes vorgezeichnet.

Lebendiges Wasser wird in Tanach und Talmud häufig als Metapher für G-tt sowie für Tora verstanden; wie beispielsweise beim Propheten Jeremia: "Abtrünnig mir im Lande werden sie verzeichnet, daß sie vom Quell lebendigen Wassers ließen, dem Ewigen" [Jeremia 17, 13]. Der erste von Isaak gegrabene Brunnen wurde 'Esek', daß heißt Zank oder Streit genannt. Dem Ramban zufolge ist dies eine Anspielung auf die Umstände, die zur Zerstörung des ersten Tempels führten, welcher spirituelles Zentrum, beziehungsweise geistige Quelle des Jüdischen Volkes war. Der zweite Brunnen wurde 'Sitna', übersetzt Feindschaft genannt, da auch der zweite Tempel nicht zuletzt wegen Feindschaft und unbegründeter Anklagen innerhalb Israels zerstört wurde. Der dritte Brunnen wurde hingegen 'Rechowot' genannt, was soviel wie Weite bedeutet. Er ist ein Hinweis auf den uns noch bevorstehenden dritten Tempel des messianischen Zeitalters, in dem Frieden und Ruhe in der Welt einkehren werden und ausreichend Raum für alle G-ttesfürchtigen Menschen in Jerusalem sowie im ganzen Land Israel vorhanden sein wird.

(Basierend auf den Lehren des Lubawitscher Rebben.)