Der Baal Schem Tow lehrt uns (siehe 'Degel Machane Efraim', Paraschat Masej), daß die 42 Reisestationen des Jüdischen Volkes, wie sie in dieser Parascha aufgezählt werden, sich auch heute noch im Leben eines jeden einzelnen Juden widerspiegeln. Die Geburt ist dabei mit dem unmittelbaren Auszug aus Ägypten zu vergleichen. Von diesem Punkt an durchläuft jeder Jude schließlich 42 Stationen in seinem Leben.

Dieser Gedanke wirft jedoch folgende pikante Frage auf: Einige der Reisestationen von denen uns die Tora berichtet waren Orte, an denen das Jüdische Volk gegen den Willen G-ttes verstoßen hat. Warum sollte also die G-ttliche Vorsehung unser Leben ausgerechnet nach einem Muster formen, das zumindest teilweise dem G-ttlichen Willen zuwiderläuft?

Der Lehre des Baal Schem Tow können wir jedoch auch entnehmen, daß alle aufgezählten Reisestationen an und für sich heilige Orte waren. Uns Menschen wurde schließlich ein freier Wille gegeben, wodurch wir grundsätzlich auch dazu fähig sind, entgegen dem Willen G-ttes zu handeln. Die Absicht hinter dem Geschenk des freien Willens ist allerdings die, daß wir uns letztlich von selbst und aus freien Stücken für den Weg G-ttes entscheiden sollen (siehe Dwarim 30, 19). Doch wenn wir erst einmal die grundsätzliche Entscheidung für den Weg der Tora getroffen haben, sind alle weiteren Stationen auf unserem Lebensweg im Endeffekt von aufsteigender Natur.

Als Beispiel lässt sich u.a. die Begebenheit der 'Kiwrot HaTaawa' (Gräber der Gelüste) anführen; hierbei wurden Juden, die wegen ihrer maßlosen Begierde nach Fleisch starben, von ihren Brüdern begraben (siehe Bamidbar 11, 15). Jene Station in der Wüste hatte aber letztlich das Potenzial, die betreffenden Menschen auf ein höheres spirituelles Niveau zu heben, wenn sie denn ihre eigene Begierde 'begraben' hätten, anstatt ihr nachzugehen.

Jeder Mensch weiß intuitiv, welche Stationen in seinem Leben er positiv und welche er weniger oder überhaupt nicht positiv genutzt hat. Mit dem Blick auf die Zukunft gerichtet, kann es jedoch jeder einzelne von uns schaffen, alle noch vor uns liegenden Stationen im Leben schließlich zu einem positiven Ergebnis zu bringen. Dies trifft umso mehr zu, wenn ein Mensch sich einmal grundsätzlich für den Weg G-ttes entschieden hat, welcher ihn mit dem Baum des Lebens, d.h. mit der ewigen Wahrheit der Tora, verbindet. Denn die inhärente Kraft und Weisheit der Tora offenbart jenes positive Potenzial, welches allen Dingen innewohnt, und selbst negative Aspekte lassen sich durch sie letztendlich in positive umwandeln. Eine nicht so positive Station im Leben dient somit nur dem finalen Zweck, sich mit noch mehr Energie zu einem weitaus höheren Ziel aufzuschwingen.

(Basierend auf Sichot Schabbat Paraschat Matot-Masej 5719.)