In der dieswöchigen Parascha lesen wir u.a. den Passuk: "Ein Stern wird aufgehen von Jakob und ein Zepter wird sich erheben aus Israel" (Bamidbar 24, 17), in dem der Prophet Bileam die Zukunft des Jüdischen Volkes vorhersagt. Der Rambam (Moses ben Maimon, 1138 - 1204) versteht diesen Vers als einen Hinweis auf König David, sowie auf dessen Nachfahren, den von uns lang erwarteten Messias, Maschiach ben David. Der Jerusalemer Talmud (siehe Traktat Ma'aser Scheni 4:6) hingegen sieht in der Metapher 'Stern' eine Referenz zu jedem einzelnen Juden.
Auf den ersten Blick erscheinen diese zwei Sichtweisen im Widerspruch zueinander zu stehen, repräsentiert Maschiach doch die größtmöglich denkbare Vollkommenheit eines Menschen, wohingegen 'jeder einzelne Jude' auch das einfachste Individuum mit einschließt. Dieser scheinbare Widerspruch kann jedenfalls durch eine grundlegende Lehre des Baal Schem Tow (dem Begründer des Chassidismus) aufgelöst werden, nach welcher jeder einzelne Jude einen Funken von der Seele Maschiachs in sich trägt (siehe u.a. Meor Enajim, von Rabbi Nachum aus Tschernobyl). Der Passuk "ein Stern wird aufgehen von Jakob ..." bezieht sich also auf Maschiach selbst, sowie auch auf den Funken von Maschiach in jedem einzelnen von uns.
Dieser Funke von Maschiach in uns beinhaltet dabei zweierlei:
- Der Passuk berichtet davon, daß der Stern 'aufgehen' wird, was soviel bedeutet wie; der Funke von Maschiach in uns soll aufgehen, d.h. freigesetzt und in die Welt hinaus gesendet werden.
- Jeder Jude ist in der Lage, beziehungsweise hat das Potenzial dazu, das tatsächliche Erscheinen von Maschiach durch das Freisetzen seines eigenen Funken von Maschiach, anhand von Tora und Mizwot, herbeizuführen.
(Basierend auf Likute Sichot, Bd. 2.
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