Geeigneter Standort und das Eintauchen in eine Mikwe

Unsere Weisen gaben sich bei der Vorbereitung fürs Gebet viel Mühe.1 Der Kern des Gebetes ist Kawana (Konzentration und Absicht des Herzens). Um eine angemessene Kawana zu erreichen, ist es wichtig, an einem geeigneten Platz zu beten, wo es möglichst wenig Ablenkungen gibt. Dieser Artikel wird sich auf den geeigneten Gebetsplatz sowie das Eintauchen in eine Mikwe (rituelles Bad) konzentrieren. Es gibt noch weitere Dinge, auf die wir bei der Vorbereitung Acht geben sollen und werden, so G-tt will, in einem weiteren Artikel diskutiert werden.

In einer Synagoge

Der ideale Platz zum Beten ist die Synagoge.2 Wir sollen uns stets darum bemühen, mit einem Minjan (eine Versammlung zehn jüdischer Männer, die bereits Bar Mizwa sind)3 zu beten, doch selbst wenn jemand nicht die Gelegenheit haben soll, mit einem Minjan zu beten, wäre es immer noch lobenswert, in der Synagoge zu beten.4

Jizchak hat sich sehr bemüht, an einem besonders heiligen Platz zu betenRabbi Jochanan sagte,5 dass die Belohnung für das regelmäßige Beten in der Synagoge, morgens und abends, ein langes Leben ist. Reish Lakish sagt,6 wer in seiner Stadt eine Synagoge hat und sie nicht besucht, ein "schlechter Nachbar" genannt wird. Die Atmosphäre der Synagoge selbst wird durch die Gebete, die dort gesprochen werden, geheiligt.7

Dieser Begriff kann von den Gebeten unseres Patriarchen Jizchak abgeleitet werden. Als Jizchak das von ihm eingeführte Nachmittagsgebet sagte, trat er ins "Feld".8 Einige sagen,9 dass das eine Anspielung auf den Berg Morija ist. Der Sohar10 sagt, dass es sich dabei um das Feld der Machpela handelte, in dem seine Mutter, sowie Adam und Eva begraben waren.11

Auf jeden Fall sehen wir, dass er sich speziell darum bemühte, an einem besonders heiligen Platz zu beten, da er fühlte, dass seine Gebete dort leichter akzeptiert werden. Und noch bevor er sein Gebet beendete, schickte G-tt ihm schon seine außerordentlich gerechte Frau - Riwka.12

Ein festgelegter Platz

In einer Synagoge, aber auch wenn wir zu Hause beten, sollten wir stets am selben Platz beten.13 Der Talmud14 leitet das von der Geschichte von Abraham ab,15 der, am Morgen, nachdem Sodom zerstört worden war, zum selben Gebetsplatz zurückging, an dem er am Tag davor gebetet hatte, um die Zerstörung zu vermeiden.16

Verschiedene Gründe werden für die Festlegung eines festen Gebetsplatzes angegeben:

1) Wir können uns dadurch besser auf das Gebet konzentrieren, ohne dabei von der ungewohnten Umgebung abgelenkt zu werden.17

2) Das Gebet wird mit den Opfergaben, die im Tempel dargebracht wurden, verglichen. So wie die Opfergaben an einem vorgegebenen Platz dargebracht werden müssen, so müssen auch die Gebete an einem festgesetzten Ort gesagt werden.18

3) Ein Ort wird durch jedes Gebet, das dort gesagt wird, noch mehr geheiligt. Das verleiht den kommenden Gebeten mehr Kraft und ein größeres Potential, akzeptiert zu werden.19

Ein Ort wird durch jedes Gebet, das dort gesprochen wird, noch weiter geheiligtDieses Prinzip umfasst auch, dass wir immer in derselben Synagoge beten sollen.20 Wir können uns jedoch eine feste Synagoge für die Morgengebete, eine andere feste Synagoge für die Nachmittagsgebete und wiederum eine für die Abendgebete wählen. Es ist ebenso möglich, am Schabbat in einer anderen Synagoge zu beten, als an den Wochentagen.21

Was sich innerhalb eines Radius' von vier Ellen (1,92 m) befindet, wird als Teil dieses "festgelegten Ortes" angesehen.22

Wir sollen nicht darauf beharren, an seinem festen Gebetsplatz zu beten, wenn es dadurch zu Auseinandersetzungen kommen könnte.23 Wenn sich an jenem Platz gerade ein Störfaktor befindet, ist es angebracht, an einem anderen Ort zu beten.24

Umgebungsbedingte Ablenkungen

Um sich angemessen auf das Gebet konzentrieren zu können, sollen wir nicht vor einem Bild, Spiegel o.ä. beten, das uns ablenken könnte. Aus diesem Grund sollen in der Synagoge keine Bilder auf Augenhöhe hängen. Hängen sie hoch genug, so dass wir sie beim Beten nicht sehen, sind Bilder erlaubt. Befinden sich diese Bilder auf Augenhöhe, sollten wir mit geschlossenen Augen beten oder den Blick nicht vom Gebetsbuch abwenden.25

Der Wand gegenüberstehen

Beim Amida-Gebet sollte es gar nichts geben, was den Betenden von der Wand trennt.26 Das minimiert die Ablenkungen.27 Daneben wird das Gebet, wie bereits erwähnt, mit Opfergaben verglichen, die im Tempel dargebracht wurden. Sowie es keine Trennung zwischen dem Kohen und den heiligen Gefäßen des Altars geben durfte, darf es auch keine Trennung zwischen den Betenden und der Wand geben.28 Der Sohar sagt,29 dass die Wand auf die Schechina (die G-ttliche Gegenwart) deutet, die wir direkt anbeten – ohne trennende Substanzen.

Ein Gegenstand an seinem festgelegten Platz, wie z.B. ein Möbel, wird nicht als Trennung angesehen. Die meisten halachischen Meinungen betrachten eine andere Person ebenfalls nicht als Trennung. Doch andere sagen, dass darauf geachtet werden soll, keinen anderen Menschen vor sich zu haben.30


Das Eintauchen in eine Mikwe

Ezra, der Schreiber, hat eingeführt, dass ein Mann, der vor dem Gebet gerade einen Samenerguss hatte, Segenssprüche sagt, Tora lernt oder in eine Mikwe eintauchen soll. Das jüdische Volk fand diese Verordnung zu streng, um von allen eingehalten werden zu können, daher haben es die Weisen widerrufen.31 Einige sagen, dass dieses Dekret nur für das Tora-Studium aufgehoben wurde, jedoch nicht für das Gebet. Obwohl das nicht der allgemeinen anerkannten Ansicht entspricht, sind sich alle darüber einig, dass das Gebet nach dem Eintauchen in eine Mikwe eher akzeptiert wird.32

Die Einzelheiten betreffend das Eintauchen:

  • Viele Chassidim haben den Brauch, jeden Tag in die Mikwe einzutauchen Jedes natürliche Gewässer, das dem Volumen einer Mikwe entspricht und mit dem Erdboden verbunden ist, wird für diesen Zweck als akzeptabel angesehen, selbst wenn das Wasser über Wasserrohre usw.33 herbeigezogen wurde. Gewisse Schwimmbecken könnten daher theoretisch als Mikwe für Männer dienen, doch sollten beim Eintauchen die Filter ausgeschaltet sein.34
  • Für dieses Eintauchen ist es nicht nötig, alle Chazizot (Substanzen, die den Körper und vom Wasser trennen) zu entfernen, wie z.B. Pflaster.35
  • Es ist besser, nach dem Eintauchen keine Dusche zu nehmen, doch wird durch das Duschen sein Eintauchen nicht ungültig.36
  • Fällt es schwer, in eine Mikwe einzutauchen, dann soll eine mindestens 3-Minuten-lange Dusche genommen werden.37

Viele Chassidim haben den Brauch, täglich vor dem Gebet in einer Mikwe einzutauchen, selbst wenn sie keinen Samenerguss hatten, um eine größere Dimension an Heiligkeit vor dem Gebet zu gewinnen.38 Das können wir mit dem Eintauchen der Kohanim vergleichen, bevor sie den Tempel-Dienst begannen, – selbst wenn sie seit ihrem letzten Eintauchen nicht verunreinigt worden waren.39

Wer nicht in einer Mikwe eintauchen kann, doch trotzdem ein höheres Niveau an Reinheit erreichen möchte, soll die Mischna studieren, vor allem das Traktat Mikwa'ot.40