Im Tora-Abschnitt Balak1 lesen wir, wie das jüdische Volk plötzlich in unanständigen Angelegenheiten mit den Töchtern von Moab verwickelt war. Diese Missetat führte zu einer Plage, bei der 24.000 Juden ums Leben kamen.

Unsere Weisen lehren uns, dass die Töchter Moabs die Juden provozierten, indem sie sich ungehörig kleideten,2 ein Betragen, das allen traditionellen jüdischen Werten fremd ist. Der Midrasch sagt: "Als die Kinder Israels nach Ägypten hinuntergingen, verhielten sie sich sehr sittsam, auf eine Weise, wo jeder die Privatsphäre seines eigenen Zeltes genießt, wie das der Vers beschreibt: 'Jeder Mann kam mit seinem Haushalt.'3 Reuben schaute nicht auf Simeons Frau und Simeon blickte nicht auf Reubens Frau. Sondern jeder Mann lebte bescheiden in seinem eigenen Zelt. Selbst wenn die Bevölkerung 600.000 Männer zählte, stellte niemand sein Zelt auf eine Weise auf, dass die Öffnung seines Zeltes der Öffnung eines anderen Zeltes gegenüberliegen würde."4

Unsere Weisen führten verschiedene Absicherungsmaßnahmen ein, um uns vor unmoralischen Handlungen zu schützen. Sie erkannten, dass ein Mensch, um seine natürlichen Tendenzen besser zu kontrollieren, auf alles achten soll, was er sieht und denkt.5 Denn das sind die Fähigkeiten, die ihn am leichtesten irreführen.6

Jichud

König David verbot es jedem Mann und jeder Frau, sich abzusondern, solange sie nicht miteinander verheiratet sindGemäß Maimonides,7 ist die hauptsächliche Ursache, die zu Verbotenem zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind, führt, dass sie sich zusammen in einer privaten Atmosphäre abgesondert befinden.

Die meisten halachischen Autoritäten8 sagen, dass das gemeinsame Absondern eines jüdischen Mannes mit einer Frau, die er nicht heiraten darf, weil sie bereits mit einem anderen Mann verheiratet ist, gegen das Tora-Gesetz verstößt. König David hat als Reaktion auf unglückliche Ereignisse ein zusätzliches Verbot eingeführt, wonach es auch unverheirateten Männern und Frauen verboten ist, sich zusammen abzusondern, auch wenn sie heiraten könnten.9 Eine solche Handlung wäre ein Jichud (verbotene Absonderung). Der rabbinische Gerichtshof von Schammai und Hillel fügte dann das Verbot hinzu, dass ein jüdischer Mann sich auch mit einer nicht-jüdischen Frau nicht absondern darf.10

Nachstehend sind ein paar wesentliche Details dieses Gesetzes aufgeführt:11

  • Ein Mann darf nicht mit einem Mädchen, das älter als 3 Jahre ist, allein sein, soweit keine Verwandtschaft ersten oder zweiten Grades besteht.12 Eine Frau darf nicht mit einem Jungen älter als 9 Jahre allein sein, soweit keine Verwandtschaft ersten oder zweiten Grades besteht. Dieses Verbot gilt selbstverständlich unbegrenzt oberhalb dieser Altersgrenze.
  • Falls sich eine Mann und eine Frau an einem Ort befinden, der von einer öffentlichen Straße her eingesehen oder ständig unangemeldet von Fremden betreten werden kann, liegt kein Jichud vor.
  • Dieses Verbot betrifft alleinstehende Personen, selbst wenn sie sich im Rahmen eines Schidduchs treffen oder bereits verlobt sind, bis sie miteinander verheiratet sind.

Sprachliche Vorsichtsmaßnahmen - die Reinheit des Sprechens

Ein Mann soll sich nicht übermäßig mit Frauen unterhalten.13 Themen die zu sündvollen Gedanken führen, sollten ganz vermieden werden.

Ein Mann soll sich nie zu stark für das Wohlergehen einer Frau interessieren, weil daraus geschlussfolgert werden könnte, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt.14 Es ist ihm erlaubt, zu fragen, wie es ihr geht, wenn es aus echter Sorge oder auch nur aus Höflichkeit geschieht.15

Visuelle Vorsichtsmaßnahmen - die Reinheit der Sicht

Unsere Weisen verbieten es einem Mann, eine Frau anzusehen, um ihre Schönheit zu genießenDa Männer sehr leicht durch visuelle Stimulationen angeregt werden, verboten es unsere Weisen, eine Frau um ihrer Schönheit willen zu betrachten16 und erst recht nicht, wenn sie nicht ordnungsgemäß gekleidet ist. Es ist ratsam, einen Ort zu meiden, wenn es voraus zu sehen ist, dass an eben diesem Ort unanständig gekleidete Frauen oder Bilder von ihnen zu sehen sein werden.17

  • Ein Mann sollte es sogar vermeiden, das farbige Kleid einer Dame anzuschauen, die er kennt, selbst wenn sie es im Moment gar nicht trägt.18
  • Ein Mann soll nicht hinter einer Frau laufen. Es ist besser neben ihr zu laufen oder sie zu überholen, so dass er sie nicht ansieht.19
  • Ebenso sollte sich ein Mann nicht in den Duftkreis des Parfüms einer Frau begeben, mit der er nicht verheiratet ist.20

Auditive Vorsichtsmaßnahmen - die Reinheit des Hörens

Ein Mann darf keine singende Stimme einer Frau hören, die nicht seine eigene Frau oder Verwandte ersten oder zweiten Grades ist.21 Ein Mann sollte auch nicht die Aufzeichnung des Gesanges einer Frau hören, wenn er sie oder ihr Bild jemals gesehen hat.22 Einige halachische Autoritäten verbieten es einem Mann sogar, die Aufzeichnung des Gesanges einer Frau zu hören, selbst wenn er jene Frau nie im Leben gesehen hat.23

Taktile Vorsichtsmaßnahmen - die Reinheit des Berührens

Es ist strengstens verboten, mit einer Frau, die nicht die eigene Frau oder eine Verwandte ersten oder zweiten Grades ist, jeglichen Körperkontakt zu haben. Das betrifft auch die Beziehung zwischen Bruder und Schwester, wo ebenfalls physische Distanz zu halten ist

Vorsichtsmaßnahmen was die Gedanken betrifft - die Reinheit der Gedanken

Gedanken verbotener Handlungen nachzuhängen, sollten wir uns nie erlauben. Kommen uns trotzdem unangemessene Gedanken, sollten wir uns unmittelbar heiligen Themen zuwenden.24

Der beste Weg, um sein Denken rein zu halten, ist die Beschäftigung des Geistes mit heiligen Gedanken. Mit den Worten Maimonides: "Ein Mensch soll seine Gedanken immer den Worten der Tora zuwenden und sein Wissen im Bereich der Weisheit der Tora vergrößern, denn die Gedanken an verbotene Beziehungen können lediglich in einem von Weisheit leeren Herzen gedeihen."25

Wer es schafft, all diese Vorsichtsmaßnahmen zu beachten und rein zu bleiben, wird als heilig betrachtet.26