Die Tora fordert uns auf, sich an den Festtagen zu freuen. Zum Schawuot-Fest sagt sie: "Und du sollst dich vor G-tt, deinem G-tt freuen - du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Lewit, der sich in deiner Stadt befindet, der Fremde, der Waise und die Witwe, die unter euch weilen ..."1

Auch was das Sukkot-Fest betrifft, sagt die Tora auf ähnliche Weise: "Und du sollst dich an deinen Festen freuen – du, dein Sohn, deine Tochter, deine Knecht, deine Magd, der Lewit, der Fremde, der Waise und die Witwe, die sich in deinen Städten befinden ... und du sollst nur fröhlich sein."2

An jenen Tagen sollen wir uns betätigen mit dem, was uns Freude bereitetDer Ba'al HaTurim erklärt,3 dass der Begriff der Freude nicht im Zusammenhang mit Pessach erwähnt wird, weil zu jener Jahreszeit das Korn noch nicht geerntet wurde, und die Menschen sich um die Ernte dieses Jahres sorgen. Da Schawuot nach der Ernte stattfindet, wird die Freude einmal erwähnt. Da Sukkot erst nach Abschluss der Ernte kommt, erwähnt die Tora die Freude sogar zweimal.

Trotzdem verstanden unsere Weisen seligen Gedenkens, dass die Mizwa, fröhlich zu sein, sich auf alle drei Feste erstreckt – Pessach, Schawuot, Sukkot, - und Schmini Azeret, dem achten Tag von Sukkot.4

Der Chinuch erklärt,5 dass die Menschen von Natur aus freudige Ereignisse in ihrem Leben brauchen. In Seiner großen Güte hat G-tt Feiertage festgelegt, an denen wir die Freude in einem heiligen Kontext ausleben und G-tt unseren Dank, für all die Wunder, die Er für uns vollbracht hat, ausdrücken können.

Maimonides fügt hinzu, dass die Freude, die wir mit der Gemeinde gemeinsam erleben, auch die gegenseitige Liebe zwischen Juden stärkt.6

Rabbi Schneor Salman von Liadi erwähnt,7 dass obwohl die Heiligkeit des Schabbats größer ist, als diejenige der Feiertage, es keine Mizwa gibt, uns am Schabbat besonders zu freuen. Der Grund für diesen Unterschied ist, dass wir an den Feiertagen die intensive spirituelle Offenbarung von G-ttes heiligen Eigenschaften erleben, die in uns eine große Freude erweckt. Am Schabbat ist die Offenbarung für die Welt so intensiv, dass wir sie nicht richtig aufnehmen und die damit verbundene Freude erleben können.8

Als der Tempel in Jerusalem stand, wurde die Mizwa der Freude mit dem Essen der speziellen Festtagsopfergaben erfüllt.9 Juden hatten die Gelegenheit, das Fleisch der Kurbanot Chagiga (obligatorische Festtagsopfer) oder der insbesondere zum Zweck der Freude (Schalmej Simcha) dargebrachten Opfer zu genießen.10 Seit der Zerstörung des Tempels wird die Mizwa dadurch erfüllt, dass sich die Menschen mit ihren Familie freuen. Ein Mann soll an jedem dieser Festtage mindestens ein Rewi'it (= gemäß Rav Chaiim Naeh 86.4 ml, gemäß Chason Isch 149.3 ml) Wein trinken. Der Ehemann soll für seine Frau Kleider und Schmuck kaufen, um ihr eine Freude zu bereiten und die Kinder sollen Süßigkeiten erhalten.11

Da das Tora-Gesetz das Konsumieren der Opfergaben einschließt, haben die Weisen eine freiwillige Mizwa eingerichtet: Fleisch an Feiertagen zu kosten.12 Die meisten halachischen Autoritäten13 verstehen, dass damit Rindfleisch gemeint wird und nicht Geflügel, da Geflügel nicht als Festtagsopfer dargebracht werden kann. Trotzdem reicht Geflügel zum Einhalten dieser Mizwa mitunter bereits aus.14

Diese Mizwot sollten als Methoden angesehen werden, die uns unsere Weisen empfehlen, um Freude zu erlangen. Im weiteren Sinne, sollten wir an diesen Tagen das tun, was uns besonders Freude bereitet.15

Die Details

Es ist nicht angebracht, die Familie zu den Festtagen allein zu lassenDa das Hauptziel des Weintrinkens die Freude ist, dürfte der Traubensaft für diese Mizwa ungeeignet sein. Das Konsumieren anderer alkoholhaltiger Getränke ist hingegen in diesem Zusammenhang gemäß halachischer Autoritäten mit dem Weintrinken gleichzusetzen.16

Am besten ist es, die Weinmenge zusätzlich zum Wein, der für Kiddusch und Hawdala verwendet wurde, zu trinken,17 obwohl wir gemäß Halacha unsere Pflicht auch mit jenem Wein als erfüllt betrachten können, den wir zu Kiddusch und Hawdala trinken.18

Wer nicht gerne Wein trinkt oder Fleisch ist, soll an den Festtagen jene Speisen und Getränke genießen, die ihm persönlich besonders schmecken.19

Da es eine besondere Mizwa gibt, sich am Fest mit der Familie zu freuen, ist es unangebracht, die Familie während der Festtage allein zu lassen.20

Obwohl es kein "Muss" ist, wäre es trotzdem lobenswert, seinen Rabbiner, also seinen Tora-Lehrer, bei dem am meisten Tora studiert wird, zu jedem Fest zu besuchen.21 Wenn ein Mann, um dieses Ideal zu erfüllen, seine Familie alleine lassen muss, ist es besonders empfehlenswert, neue Kleider und oder Schmuck für seine Frau zu kaufen, um ihr Freude zu bereiten.22

Das Ehren und das Genießen der Festtage

Die Mizwa der Simcha (Freude) der Festtage bezieht sich auf Pessach, Schawuot und Sukkot, einschließlich Chol Hamoed (dazwischenliegende Tage). Sie bezieht sich jedoch nicht auf Rosch Haschana.

Trotzdem gilt die Mizwa des Ehrens (Kawot) und Genießens (Oneg) für alle Feiertage, mit Ausnahme Chol Hamoed, sowie für Rosch Haschana und Jom Kippur (abgesehen von den Mahlzeiten, die sich offensichtlich nicht auf Jom Kippur beziehen). Das wird abgeleitet von den Worten "Mikra Kodesch" (ein Tag, an dem wir gerufen werden, uns mit was Heiligem zu vereinen). Zu diesem Zweck enthalten wir von fast allen Tätigkeiten, die auch am Schabbat verboten sind, die in der Tora im Zusammenhang mit jedem der hier erwähnten Feiertage erscheinen.23

Die Mizwa des Ehrens und Genießens der Feiertage24 beinhaltet, dass wir25:

  1. unsere Haare und Nägel vor dem Feiertag schneiden;
  2. uns zu Ehren des Feiertages (vor Eingang des Feiertages) mit warmen Wasser baden bzw. duschen sowie die Haare waschen;
  3. zu Ehren des Feiertages frisches Brot backen.
  4. Die Kleider, die wir an den Feiertagen tragen, sollten sogar noch schöner sein, als die am Schabbat getragenen pro Feiertag mindestens zwei festliche Mahlzeiten essen (ausgenommen Jom Kippur), die Brot enthalten: Eine in der Nacht und eine am Tag. Eine dritte Mahlzeit ist nicht nötig, wenn der Feiertag nicht auf Schabbat fällt.
    a. Diese Mahlzeiten sollten Lechem Mischne enthalten (zwei vollständige Brotlaibe).
    b. Zu diesen Mahlzeiten soll großzügig aufgetischt werden. Beim Einkaufen der Zutaten für diese Mahlzeiten ist keine Sparsamkeit erwünscht. Der Talmud sagt,26 dass das jährliche Einkommen eines Menschen zu Rosch Haschana festgelegt wird, wobei jedoch das, was er für Schabbat und Festtagsmahlzeiten ausgibt, nicht in diese Rechnung eingeschlossen ist. Was auch immer er für diese Mahlzeiten ausgibt wird nicht vom Gesamtbudget, das für ihn in jenem Jahr vorgesehen ist, abgezogen.
    c. In der Tat sollten die Festtagsmahlzeiten sogar noch leckerer sein, als die Schabbat-Mahlzeiten, da die Tora am Schabbat im Gegensatz zu den Feiertagen, nicht Extra-Freude anordnet.27
  5. in den drei Stunden vor Eingang des Feiertages kein großes Essen zu uns nehmen, um gesunden Appetit für die Festtagsmahlzeit zu haben. Ein kleiner Imbiss, wie z.B. eine Frucht, Gemüse oder Getreideprodukte in einer Menge kleiner ist als ein Ei (57.6 g), ist gestattet.
    Dasselbe gilt auch am Nachmittag des ersten Feiertages, der jener nächtlichen Mahlzeit des zweiten Feiertages vorausgeht. Wir sollen in den letzten drei Stunden dieses Nachmittages keine gewichtige Mahlzeit mehr beginnen.28
    Wenn der erste Feiertag mit Schabbat zusammenfällt, sollen wir die dritte Schabbat-Mahlzeit möglichst klein gestalten, um uns dieser Regel anzupassen.29 Es ist auch möglich, die morgendliche Schabbat-Mahlzeit in zwei Mahlzeiten aufzuteilen30 oder die dritte Mahlzeit schon am frühen Nachmittag einzuplanen.
  6. noch schönere Kleider an den Feiertagen tragen, als am Schabbat.31

Am Chol Hamoed

An Chol Hamoed ollten die Männer Wein trinken. Außerdem sollten Männer und Frauen Fleisch essen.32 Es wäre angebracht, jedoch nicht obligatorisch, jeden Tag mindestens eine Mahlzeit zu essen, die Brot enthält.

Wir sollen am Chol Hamoed schönere Kleider tragen, als an gewöhnlichen Wochentagen. Der Maharil trug Schabbat-Kleider an Chol Hamoed.33 Müssen wir jedoch arbeiten, - das sollte vorzugsweise mit einem Rabbiner abgesprochen werden, und es ist besser, nicht zu arbeiten, - dann brauchen wir keine Schabbat-Kleider zu tragen, doch sollten es saubere, ordentliche Kleider sein.34

Wir sollen unsere Tische mit einem Tischtuch bedecken, wie wir das auch am Schabbat und an den Feiertagen zu tun pflegen.35