Die allererste Mizwa, die wir in der Tora finden, ist "fruchtbar zu sein und sich zu vermehren", wie es der Vers in Genesis1 zum Ausdruck bringt: "Und G-tt sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde ..." Nach der Sintflut, wiederholte sich G-tt und gab dieses Gebot auch Noach: "Und G-tt segnete Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen2: 'Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde."3
Diese Mizwa wird als "große Mizwa" betrachtet und setzt in gewissen Fällen sogar andere Gebote außer Kraft.4
Überdies sind Kinder eine Mizwa, die viel dazu beitragen kann, die ultimative Erlösung zu beschleunigen. Oder wie es der Talmud ausdrückt5: "Der Sohn von David (Moschiach) wird nicht kommen, bis es im Guf (himmlisches Lagerhaus der Seelen) keine Seele mehr gibt, die darauf warten, auf die Welt zu kommen, doch noch keine Gelegenheit dazu gehabt hatten." Auf ähnliche Weise erzählt uns der Midrasch6: "Genauso wie die Juden durch den Verdienst, Kinder zu haben, aus Ägypten erlöst wurden, so werden sie auch in Zukunft durch diesen Verdienst erlöst werden."7
Wer diese Mizwa vorsätzlich vernachlässigt, wird mit einem Mörder verglichen. Denn er hat ebenfalls das Leben auf der Erde dezimiert und somit auch die G-ttliche Gegenwart auf dieser Welt vermindert.8 Daraus verstehen wir, dass derjenige, der diese Mizwa erfüllt, die G-ttliche Gegenwart auf dieser Welt vergrößert.
Die grundlegende Mizwa
Die Mindestanforderung dieser Mizwa besteht darin, einen Sohn und eine Tochter zu haben.9
Aber wenn möglich, sollten wir versuchen, so viele Kinder wie möglich zu bekommen. Oder mit den Worten von Jesaia10: "Er erschuf die Welt nicht umsonst, Er hat sie geformt, um bewohnt zu werden." Aus diesem Vers lernen wir, dass auch Nichtjuden mit der Mizwa beehrt wurden, Kinder zu haben.11
Mit den Worten von Rabbi Jehoschua12: "Wenn jemand Kinder hatte, als er noch jung war, soll er weiterhin Kinder haben, auch nachdem er bereits ein ehrwürdiges Alter erreicht hat. Wie der Vers sagt13: "Sähe deine Samen am Morgen und behalte sie am Abend nicht zurück, denn du weißt nie, welches [Kind] besonders erfolgreich sein wird, dieses oder jenes oder ob beide von ihnen gleich gut sein werden."
Die Details dieser Mizwa
- Wer einen Sohn und eine Tochter hat, und einer von ihnen (G-tt behüte) stirb vor ihm, dann hat er diese Mizwa nicht erfüllt.14 Wenn dieses Kind jedoch vor seinem Tod bereits ein Kind hat, dann hat der Großvater diese Mizwa immer noch erfüllt. Denn er hat einen männlichen und einen weiblichen Nachkommen, die von seinem Sohn oder seiner Tochter stammen, - selbst wenn der Enkel von seiner Tochter ist und die Enkelin von seinem Sohn.15
- Auch bei behinderten Kindern, G-tt behüte, ist diese Mizwa noch erfüllt.16
- Diese Mizwa ist nur für Männer obligatorisch. Das kann aus den verschiedenen Versen abgeleitet werden.17 Doch eine Frau hat mit einem Kind einen gleichwertigen Anteil an dieser Mizwa, da der Mann diese Mizwa nicht ohne sie hätte ausführen können.18
- Hatte ein Mann Kinder, als er noch Nichtjude war und trat später mit seinen Kindern zusammen zum Judentum über, wird ihm diese Mizwa angerechnet.19 Einige sagen, dass er die Mizwa selbst dann erfüllt hat, wenn seine Kinder nicht mit ihm zum Judentum übertreten.20
Unfruchtbarkeit
Ein Paar, das bei der Erfüllung des Kinderwunsches auf Schwierigkeiten stößt, sollte ärztlichen Rat einholen. Gleichzeitig sollte sich das Paar mit einem Rabbiner in Verbindung setzen, der auf jenem Gebiet Erfahrung hat. Denn die Methoden zur künstlichen Befruchtung sind oft mit halachischen Problemen verbunden, wie z.B. der Verlust von männlichem Samen, der Gebrauch einer fremden Eizelle, was jedoch durch das Know-how eines Rabbiners, der sich auf diesem Gebiet auskennt, auf koschere Art und Weise gehandhabt werden könnte.
Obwohl wir in diesem kurzen Artikel nicht alle Einzelheiten dieses Themas behandeln können, haben wir hier ein paar Behandlungsmethoden aufgelistet, zusammen mit den halachischen Details, auf die man achtgeben soll:
- Wenn die Ärzte die Lebensfähigkeit der männlichen Samenzellen prüfen wollen, gibt es leicht durchführbare, halachische Methoden, durch die man dasselbe Resultat erzielen, jedoch das Verbot der Verschwendung von Samenzellen minimieren kann.21
- Durch einige der Tests, die an der Frau vorgenommen werden, kann sie Nidda werden. Daher wäre es wünschenswert, sich dabei mit einem Rabbiner zu beraten und falls es sich in der Tat um einen Test handelt, durch den sie Nidda wird, sollte sie diesen vorzugsweise kurz vor oder nach ihrer Periode einplanen, um dem Paar unnötige Trennungstage zu ersparen.
- Gemß den meisten halachischen Autoritäten ist es erlaubt, dass sich die Frau mit den Samenzellen ihres Mannes künstlich befruchten lässt. Trotzdem ist es wichtig, dass diese Behandlung angemessen beaufsichtigt wird, um hier jede Art von Verwechslung zu vermeiden.22
- Ebenso ist eine IVF-Behandlung gemß den meisten halachischen Autoritäten erlaubt, wenn dabei die Eizelle der Ehefrau und die Samenzellen ihres Ehemannes verwendet werden. Doch auch hier ist, wie in der oben erwähnten Situation, eine angemessene Überwachung erforderlich.23
- Es ist verboten, dass eine Frau Samenzellen eines jüdischen Mannes erhält, der nicht ihr Ehemann ist.24
- Es ist unklar, ob der Gebrauch einer gespendeten Eizelle erlaubt ist und unter welchen Umständen. Es ist ebenfalls fraglich, wer dann als die Mutter des Kindes angesehen werden soll, was wiederum die Frage aufwirft, ob das Kind (im Falle einer nichtjüdischen Spenderin) jüdisch ist, oder ob es konvertiert werden soll.25
Segulot, um Kinder zu bekommen
Es gibt verschiedene Segulot (besonders günstige Handlungen), um Kinder zu bekommen:
- Die Gebote betreffend Familienreinheit genau einhalten.26
- Freunden behilflich sein, die Gesetze der Familienreinheit zu beachten.
- Jüdische Erziehung fördern.27
- Freunden behilflich sein, die Mizwa der Beschneidung zu beachten.28
- Mahlzeiten oder Farbrengens für Gäste organisieren.29
- Chassidut (die mystische Dimension der Tora) studieren und lehren. Das Studium der Chassidut hat zum Ziel, den Menschen näher an die Liebe und die Furcht G-ttes zu bringen, die in der kabbalistischen Terminologie "Sohn" und "Tochter" genannt werden.30
- Jene, die durch die Hochzeit des im-Moment-noch kinderlosen Paares verletzt wurden, um Verzeihung bitten, wie z.B. ein potentieller Ehepartner, der sitzengelassen wurde, eine ältere Schwester, die noch nicht verheiratet ist.31
- Lassen Sie die Teflilin des Ehemannes und die Mesusot des Hauses überprüfen.32
- Die Frau sollte vor dem Kerzenzünden vor Schabbat oder jüdischen Festtagen ein paar Münzen für Zedaka auf die Seite legen und die besonders günstige Zeit nach dem Kerzenzünden dazu nutzen, G-tt darum zu bitten, ihr Kinder zu geben.33
- Bei einer Beschneidungs-Zeremonie die Aufgabe desKvatters zu übernehmen, z.B. als das Ehepaar, auf dessen Armen das Baby in den Beschneidungsraum feierlich getragen wird. Es ist Brauch, ein kinderloses Paar oder ein Paar, das sich vergeblich ein weiteres Kind wünscht, mit diesem Amt zu beehren.34
- In Israel leben.35
Wer trotzdem keine Kinder haben kann
Wer (G-tt behüte) keine Möglichkeit hat, eigne Kinder zu bekommen, soll ein Waisenkind in seinem Haus aufziehen. Das wird ihm angerechnet werden, als ob er es selbst erzeugt hätte, oder er soll einen Tora-Gelehrten unterstützen und dieser wird dann als sein Sohn betrachtet werden. Er soll seinen Namen ebenfalls dadurch verewigen, dass er Gegenstände für heiligen Gebrauch spendet. Als ein Tora-Gelehrter, soll er eine Tora-Rolle schreiben und viele Schüler unterrichten.36
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